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14.05.2018

»Genießen Sie das Leben und das Essen« - Grimmbrüder zu Gast im Regionalmuseum

Zirka 30 interessierte Besucherinnen und Besucher fanden sich im Wohnzimmer des Regionalmuseums ein, um am Internationalen Museumstag den Gebrüdern Grimm zu lauschen. „Vom Grimm´schen Essen, Trinken & Gefressenwerden“ lautete das Lesetheater mit Carlo Ghirardelli (Jacob Grimm) und Stefan Becker (Wilhelm Grimm) und es gab allerlei nützliche Tipps, um gefährliche Gastgeber und verbrecherische Würste zu vermeiden. In gewohnt humorvoller Weise zogen die beiden Künstler des Spielraum-Theaters die Zuhörer in ihren Bann, erzählten von sonntäglichen Küchengenüssen in der Kindheit (Birnweinsuppe, Wirsingkraut und gekochte Quitten aus dem Garten) und streuten hier und da ein passendes thematisches Märchen ein. Da gab es zum Beispiel die kluge Köchin Gretel mit den roten Schuhabsätzen, die dem Wein nicht abgeneigt war, Hühner verspeiste, die eigentlich für den hohen Gast gedacht waren und die schließlich clever Gastgeber und Gast gegeneinander ausspielte, um selbst straffrei zu bleiben.
Nach dem Tod von Mutter und Vater wurden die Gebrüder Grimm von Schwester Lotte versorgt und nach deren Heirat zogen die Brüder um und hatten nun niemanden, der sich um Heim und Herd kümmerte. Jacob war jedoch der Ansicht, dass eine Frau im Haushalt ihrer wissenschaftlichen Arbeit durchaus dienlich sei und so entschloss sich Wilhelm, das Dortchen zu ehelichen - ein gar angenehmes Mädchen, das zudem noch den Vorteil besaß, etliche Kochbücher zu besitzen. Und so schwärmten sie an diesem Nachmittag im Museum hingebungsvoll von den „Klein-Pastetchen“, die 1827 auch August-Wilhelm Schlegel als Gast genießen durfte, und sie gaben dem Publikum prompt das Originalrezept preis.
Auch von Begegnungen mit Goethe wussten sie zu berichten, die durchaus weinselig von statten gingen, von französischer Haute Cuisine im Hotel zur Post am Kassler Königsplatz: „Mussten Sie schon mal Hummer essen? Da braucht man ja einen Werkzeugkasten!“ und sie rezitierten in herrlichstem französischen Akzent die vorliegende Speisekarte. Eine anständige Blut- oder Leberwurst hätte ihnen persönlich ja besser gemundet und so folgte eine passende Geschichte derselben. „Das Essen kann einem schon mal das Leben kosten“, wie dann das Märchen von dem Mäuschen, dem Vögelchen und der Bratwurst bewies. Die Besucherinnen und Besucher im Regionalmuseum amüsierten sich prächtig über die Erzählungen, lauschten andächtig allen Einträgen zum Wortstamm „Wein“ aus dem Grimm´schen Wörterbuch und hatten viel Spaß an den kurzweiligen Vorträgen der beiden Schauspieler. Diese freuten sich am herzlichen Applaus und verabschiedeten ihr Publikum mit der Warnung, „niemals beim Essenkochen die Gewohnheiten zu wechseln“.