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22.09.2011

Tag der Geschichte


Ehrungen für Winfried Wroz und Albert Noll beim 177. Tag der hessischen Geschichte und Landeskunde in Niederkaufungen


Schon ab 9 Uhr in der Frühe herrschte reges Treiben in der Haferbachhalle: fleißige Helferinnen bereiteten Brote in der Küche vor und im Saal waren Stände der Zweigvereine aufgebaut, an denen die Mitglieder ihre Publikationen verkaufen konnten.
Um kurz nach 10 Uhr eröffnete der Vorsitzende des Hauptvorstandes des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Dr. Karl-Hermann Wegner, den 177. Tag der hessischen Geschichte und Landeskunde in der Haferbachhalle in Niederkaufungen, der hier, am Lieblingsplatz der Kaiserin Kunigunde, anlässlich des 1000. Geburtstages Kaufungens stattfand. Er begrüßte die zahlreich erschienen Ehrengäste, darunter auch Landrat a.D. Udo Schlitzberger, und besonders den Vorsitzenden des Zweigvereins Kaufunger Wald-Söhre, Winfried Wroz. Dieser, flankiert vom Kaiserpaar Albert und Heidi Noll, wünschte den Anwesenden „viele fruchtbare historische Gespräche, auf dass sie historisch gestärkt nach Hause gehen können.“
Auch Susanne Selbert, 1. Kreisbeigeordnete, ließ es sich nicht nehmen, die Mitglieder des VHG Hessen zu begrüßen. Kunigunde stehe am Anfang der Geschichte Kaufungens, eine starke Frau und Persönlichkeit, die gemeinsam mit ihrem Mann geherrscht habe. Erst 930 Jahre nach ihr sei die Gleichberechtigung von Mann und Frau ins Grundgesetz aufgenommen worden.
Bürgermeister Arnim Roß, der vom Gemeindevertretervorsitzenden Karl Hellmich begleitet wurde, hob in seinem Grußwort hervor, dass der Zeitpunkt für dieses Treffen für Kaufungen kaum günstiger hätte sein können. Denn wo passe ein Versammlung von Historikern besser hin als an einen Ort, der gerade in diesem jahr seinen 1000. Geburtstag begehe? Gekrönte Häupter hätten in Kaufungens Geschichte eine entscheidende Rolle gespielt: vom Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde angefangen bis zu Landgraf Philipp dem Großmütigen, der die Bergbautradition Kaufungens begründet habe. Die Kaufunger seien während der Feierlichkeiten zur 1000-Jahrfeier oft in die Vergangenheit gereist, hätten aber auch einen Blick in die Zukunft geworfen und die Gegenwart gewürdigt. Geschichte lernen und erfahren, Gegenwart analysieren und erleben, Zukunft planen und gestalten, in diesem Zusammenhang oder Dreiklang sei Geschichte insbesondere für die politische Gemeinde und die politisch Handelnden unverzichtbar.
Den Grußworten schlossen sich Ehrungen für verdiente Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde an: Winfried Wroz wurde mit der goldenen und der stellvertretende Vorsitzende des Zweigvereins, Albert Noll mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. Weitere Ehrungen wurden Christine Swoboda-Körner, Dr. G. Heuser und Bernd Rhodius zuteil.
Höhepunkt der vormittäglichen öffentlichen Festveranstaltung schließlich war der Vortrag von Prof. Dr. Stefan Weinfurter von der Universität Heidelberg mit dem Titel „Kaiserin Kunigunde – Partnerin in der Herrschaft über Kirche und Reich“. Eingangs erzählte er, dass er zum ersten Mal in Kaufungen sei und sich vorher den Stiftsbereich angeschaut hätte, von dem er zutiefst beeindruckt gewesen sei.
Von Kaiserin Kunigunde gäbe es erstaunlich viele Nachrichten. Sie habe eine herausragende Rolle während der Herrschaft ihres Mannes Heinrich II. gespielt, vor allem nach seinem Tod, wo sie in einem Machtvakuum das Staatswesen, die res publica, aufrecht erhalten habe und nach einigen Wochen die Herrschaft an den Salier Konrad II. mit der Überreichung der Hl. Lanze und den Herrschaftsinsignien weitergegeben habe. Sie habe damit die Herrschaft des neuen Königs legitimiert. Dies sei einmalig gewesen in dieser Zeit.
Weinfurter ging auf die engen Verknüpfungen des bayrischen Herzogshauses, dem Heinrich entstammte, und den gräflichen Luxemburgern ein, die in der Verheiratung von Heinrich und Kunigunde gipfelten. Von Anfang an sei Kunigunde in die Politik ihres Mannes durch ihr Elternhaus eingeweiht gewesen und konnte so ihren Mann auch in schwierigen Zeiten unterstützen. Vor allem nach der Kaiserkrönung sei Heinrich oft außerhalb seines ehemaligen Herrschaftsbereiches unterwegs gewesen, so dass seine Frau mehr oder weniger die Amtsgeschäfte übernehmen musste. Durch ein enges Netzwerk an Verbindungen habe sie dies souverän bewerkstelligt und auch immer wieder vermittelnd bei Konflikten eingegriffen. Dadurch konnte die Kaiserin nach Heinrichs Tod die Reichsgeschäfte weiterführen und halten. Auf ihrem Grabmal habe u.a. gestanden: „… die ihrem Gemahl mit gleicher Bedeutung zur Seite stand.“ Ihr Wunsch sei es mit Sicherheit gewesen, in Kaufungen beigesetzt zu werden, das nicht nur in religiöser Hinsicht sondern auch politisch eine große Rolle gespielt habe.
Der Vortrag von Prof. Weinfurter wird in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde veröffentlicht.
Nach dem Vortrag ging es in die Mittagspause, nach der die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, an drei vom Zweigverein Kaufunger Wald-Söhre angebotenen Besichtigungen teilzunehmen. Ab 16:30 Uhr schließlich schloss sich die Mitgliederversammlung des VHG Hessen an.