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03.04.2019

250 Gäste bei Jahresempfang 2019

„Bürgerschaftliches oder ehrenamtliches Engagement hat eine große Bedeutung für den Zusammenhalt in unserer Gemeinde, es ist unerlässlich für gesellschaftliche Integration, individuelle Teilhabe, das kulturelle Leben und für soziale Bindungen.“ Mit einer Erläuterung zum diesjährigen Thema begrüßte Bürgermeister Arnim Roß Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirchen, Vereinen und Verbänden sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Jahresempfang im Bürgerhaussaal. „Das Thema des heutigen Empfangs passt zu Kaufungen 2019, denn wir wollen ein Gemeindeentwicklungskonzept ‚Bürgerschaftliches Engagement‘ erarbeiten, in dem wir unsere Ziele bestimmen und den Weg zu ihrer Verwirklichung aufzeigen“, betonte der Verwaltungschef. Damit stehe es in einer Folge zu den bereits bestehenden Gemeindeentwicklungskonzepten (zum Beispiel Klimaschutz, Siedlungsentwicklung, Tourismus, Demographischer Wandel). Gemeinde selbst und gemeinsam zu gestalten hieße, dass sich alle darin wiederfinden könnten: „Unterschiedliche Meinungen und Bedürfnisse treffen im Prozess aufeinander, werden diskutiert, Lösungen und Kompromisse werden gefunden – so kann eine solidarische Gemeinde entstehen“, machte Bürgermeister Roß deutlich und dankte den zahlreichen Ehrenamtlichen in den über 80 Vereinen Kaufungens, den Initiativen und Verbänden. Dieses bürgerschaftliche Engagement verdiene Wertschätzung und fördernde Rahmenbedingungen durch die Gemeinde sowie die Anerkennung aus dem gewerblichen Raum.
In Vertretung für Landrat Uwe Schmidt brachte der Erste Kreisbeigeordnete Andreas Siebert das aktuelle Thema mit der nahenden Europawahl in Verbindung. Angesichts großer Herausforderungen (Umgang mit dem Brexit, Projekte gegen Klimawandel, Haushaltsverhandlungen) müssten sich die Bürgerinnen und Bürger fragen, in welchem Europa sie leben wollen: „Es ist wichtig, dabei die Jugend mit ihren Fragen ernst zu nehmen und uns mit ihr auseinanderzusetzen.“ Da man bei der Basis ansetzen müsse, brauche man starke Kommunen, die politisch, wirtschaftlich und kulturell die Lebensqualität in den Orten erhalte, Chancengleichheit und Teilhabe sichere.
Als Gastredner konnte in diesem Jahr Frank Gerhold begrüßt werden, der sich als Geschäftsführer des Freiwilligenzentrums Region Kassel und Vorstandsmitglied der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in Hessen seit 1999 mit dem Aufbau und der Entwicklung von lokalen und regionalen Strukturen zum bürgerschaftlichen Engagement befasst. Das Statement „Ehrenamtliche sind das Gold einer Gemeinde, es muss bewahrt, gefördert und geschürft werden“ nahm er zum Anlass, das Bild eines engagierten Bürgers zu zeichnen, der über viele Jahrzehnte beispielhaft in Feuerwehr, Schützenverein, als Pflanzenscout und Museumsführer tätig war – immer in Abstimmung mit den eigenen familiären Aufgaben. Was früher üblich war, bedürfe heute veränderter Strategien: „Wir leben in einer Gesellschaft, die deutlich unter Druck gekommen ist und das Freizeitverhalten hat sich ebenfalls verändert.“ Niederschwellige Angebote würden dabei helfen, Menschen zum Mitmachen zu motivieren, zum Beispiel Eltern durch die Bildung von Fahrgemeinschaften in Sportvereine einzubinden. Eine Chance für das Ehrenamt seien auch viele junggebliebene Senioren, die sich oft mit Kraft und Leistung in verschiedenen Aufgabenbereichen einsetzten. „All das funktioniert nicht einfach so, es braucht Ressourcen, Knowhow und Räume“, sagte Gerhold. Die Politik helfe zum Beispiel durch Förderprogramme, die gut mit den Angeboten der Kommunen verzahnt werden müssten (u.a. Jugendförderung, Dorfmoderation). Das Freiwilligenzentrum Region Kassel unterstütze und fördere im Bereich Nachbarschaftshilfen, Qualifizierung im Ehrenamt, Netzwerkaufbau und Vereinsentwicklung.
Im Rahmen des Jahresempfangs wurden die mit jeweils 1000 Euro dotierten Innovationspreise der Gemeinde Kaufungen für „Kultur & Bildung“ sowie „Bürgerschaftliches Engagement“ zusammengefasst und als Auszeichnung für die bisher geleistete Arbeit an zwei Preisträger verliehen.
Der Kräuterstammtisch der Kräuterfrauen um Petra Kellner initiiert offene Treffen für Menschen, die sich für die Verwendung heimischer Pflanzen interessieren. Überliefertes Volkswissen wird auf diese Weise weitergegeben und bewahrt. Mehrere Mitglieder der Gruppe haben sich auf Lehrgängen weitergebildet und ein Grundwissen in Phytotherapie erworben. Bei den Treffen lernen Besucher die Pflanzen sowie die Orte, an denen sie zu finden sind, kennen, können sie verkosten oder verschiedene Produkte aus ihnen herstellen.
Der Mitteltalhof von Frank und Christiane Becker ist ein familiär geführter landwirtschaftlicher Betrieb, der sich durch den Bau von 8 nordischen Ferienhäusern weiterentwickelt hat. Ein umfangreiches Angebot von Seminaren und Freizeiten (vorwiegend im Bereich Ehe- und Familienarbeit) sowie Möglichkeiten für einen Urlaub auf dem Reiterhof stellen in der Region ein einzigartiges Konzept dar, das inzwischen von vielen Urlaubsgästen aus ganz Deutschland genutzt wird.
Für die musikalische Umrahmung des Empfangs sorgte in diesem Jahr wieder der Musikzug Kaufungen unter Leitung von Klaus Missing – auch er seit vielen Jahrzehnten ein wesentlicher Baustein des Bürgerschaftlichen Engagements in Kaufungen.
Das Schlusswort des Jahresempfangs gehörte auch diesmal dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung Karl Hellmich. Er bedankte sich für die interessanten Ausführungen, dankte allen Engagierten für Ausdauer, Kreativität und Fähigkeiten – so eine Bürgergesellschaft schaffe auf vielfältige Weise einen Zusammenhalt, wie ihn Staat und Verwaltung nicht organisieren könne. Hellmich schloss mit den Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck: „Bürgersinn selbst kann und darf kein Staat verordnen. Er kann ihn aber fördern und sollte deshalb kluge Rahmenbedingungen schaffen, die den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, ihr segensreiches Tun noch weiter zu entwickeln.“