Seiteninhalt
23.01.2017

Gieseking 2017

„Das war doch verrückt alles, oder?“

Mit einem kräftigen „Morning allerseits“ begrüßte der Kabarettist Bernd Gieseking seine zahlreichen Gäste zu seinem alljährlichen satirischen Jahresrückblick im Saal des Bürgerhauses. Ja, es war ein verrücktes Jahr 2016 mit vielen Ereignissen, menschlichen Dramen und mit „kleinen und großen Schurken“. Es war ein schwieriges Jahr, das schwer zu fassen war …

Über zwei Stunden lang begeisterte Kabarettist, Buchautor und Entertainer Bernd Gieseking sein Publikum mit der 23. Ausgabe seines Programms „Ab dafür!“. Er erinnerte an Trennungen aus der Show- und Fußballwelt, ließ sich aus über die Neuinszenierung von Karl Mays Winnetou („wo doch Pierre Brice erst ein Jahr tot ist“) und zitierte wieder einmal aus dem Tagebuch von Kanzlergatte Joachim Sauer. Dort stand die „große Meldung für uns alle: 20. November: Mutti macht weiter!“. Frage sich nur für wen … die CDU glaube für sie, aber es gab ja auch lange Gespräche mit Winfried Kretschmann von den Grünen. Beim Versuch, jenseits der Fakten die Stimmung in Deutschland auszuloten, wurde der Kabarettist beim Rückblick auf vergangene Zeiten fast sentimental: „Es ging uns so gut.“ Man habe im Zeichen der Raute gelebt, in der „Kanzlerinnendämmerung und Helene Fischer kam aus den Lautsprechern.“ Und nun? Minuszinsen, Brexit, Pegida, Flüchtlinge, AfD, und Schurken wie Putin, Erdogan, Markus Söder und natürlich Trump – das Böse hat einen Namen. Über viele Stichworte aus Politik, Gesellschaft und Kultur

plauderte der Entertainer wie bei einem Besuch bei Freunden, entfaltete dabei den mittlerweile schon vertrauten Sprachwitz, seine persönliche Komik und amüsiert sein Publikum auf altbewährte Weise. Natürlich fehlte auch das „Wort des Jahres 2016“ nicht – in einer „Ode an das Postfaktische“ wurde es eingebunden in einen Reim „voll real, denn die Fakten können dich mal.“ Die aufgezeigten Ränkespiele in der Politik gipfelten in einer gelungenen Übertragung des Descartes-Zitats „Ich denke, also bin ich“ auf die Politiker-Elite von heute. Anhaltender Applaus stimmte dem Satiriker zu.

Zum Schluss gab Gieseking seinen Zuhörern noch den moralischen Appell mit nach Hause, bitte nicht mit dieser diffusen Angst vor der Zukunft in das neue Jahr 2017 zu gehen. Es sei wichtig, das Schlimme zu sehen und daran zu arbeiten und es ginge uns doch immer noch gut. Anschließend schloss er seinen Rückblick mit einem gereimten Ausblick und einem Versprechen, an dessen Ende stand: „Ganz egal, was wird und ist – ich bin und bleibe der Chronist!“