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20.09.2021

Strom vom eigenen grünen Garagendach

Es war einmal ein marodes Garagendach… Aber dieser Beitrag soll kein Märchen werden, sondern eine Anleitung, wie auch Ihre Garage zur Klimaschützerin werden kann und ich beschreibe meine eigenen Erfahrungen.

Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus mit freistehender Garage, eine Betondoppelgarage mit Flachdach. Sie ist aus dem Wohnbereich einsehbar und war bisher eher ein Schandfleck im Viertel. Vor der Sanierung hatte sie eine Bitumen-Abdichtung und Dachpappe. Bei Regen entstanden Pfützen und sie war bereits an einigen Stellen undicht. Es musste also etwas passieren!

Wie kann die Garage hübscher werden und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten? Als Alternativen kamen ein Gründach oder ein neues Flachdach mit Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) in Frage. Aber warum nicht beides kombinieren? Diese Möglichkeit bietet ein PV-Gründach, die aus Gründach und PV-Anlage besteht.

PV-Gründächer bieten einige Vorteile: Die Pflanzen und das feuchte Substrat haben einen kühlenden Effekt auf ihre Umgebung; auch die PV-Module werden gekühlt und so gibt es höhere Erträge pro Modul. Zusätzlich entlastet ein Gründach  die Kanalisation bei Regen, da das Gründach Wasser aufnimmt und langsam wieder abgibt, wie ein Schwamm. Dennoch ist Wassersammlung für die Bewässerung des Gartens möglich.

Gründächer gibt es in verschiedenen Ausführungen: Je nachdem welche Pflanzen man auswählt, wächst mehr oder weniger auf dem Dach; das Dach ist größerer oder kleinerer Belastung ausgesetzt. Für die Kombination mit PV empfiehlt sich ein extensiver Bewuchs. Der ist leichter und verschattet die PV-Modulen nicht. Für unsere Garage wurde die Statik mit der neuen Belastung überprüft und für passend befunden.

Für die PV-Anlage stellt sich die Frage, wie groß die Anlage werden soll und welche Ausrichtung sie haben soll. Für unsere Doppelgarage mit 35 m²-Fläche war das Ziel, eine möglichst große Anlage auf das Dach zu bauen. Ein Gründach beschränkt das etwas.

Bei einem Flachdach kann man frei entscheiden, welche Ausrichtung die PV-Anlage haben soll, da eine Aufständerung notwendig ist. Wir haben uns für eine Ost-West-Ausrichtung entschieden, da dadurch eine bessere Abdeckung des eigenen Stromverbrauchs erreicht werden kann und es eine gleichmäßigere Verteilung des erzeugten Stroms über den Tag gibt. (Außerdem wird das Wohnhaus mit einer Südanlage ausgestattet werden.)

Nach wenigen Monaten in Betrieb gehen wir davon aus, dass voraussichtlich 3.500 kWh Strom pro Jahr von der installierten PV-Anlage (4 kWp) produziert wird. Das ist mehr Strom, als die neun Bewohner*innen des Mehrfamilienhauses (darunter drei Kinder) aktuell verbrauchen.

Nun zum konkreten Bau unseres PV-Gründachs:

Zunächst kamen die alten Bestandteile des Dachs bis auf die Bitumenschicht ab. Darauf kam der Aufbau des Gründachs, das in all seinen Einzelteilen geliefert wurde, angefangen mit einer dicke Folien, Schutzflies und später den Aufständerungen für die PV-Module (ohne Verschraubung auf dem Dach). Vor allem das Substrat, auf dem die Pflanzen wachsen werden, war verbunden mit großer Schlepperei. Später haben wir die PV-Module hoch getragen, verschraubt und die Sukkulenten gepflanzt. Es folgte die Verkabelung der PV-Module und das Anschließen an den Wechselrichter.

Aufwand und Kosten:

Für das Aufbauen des Gründachs genügt  gutes handwerkliches Geschick, auch der Aufbau der Aufständerung für die Module konnte selbst vorgenommen werden.  Natürlich gibt es auch Firmen, die ein PV-Gründach vollständig aufbauen.

Wir haben unser PV-Gründach mit sehr viel Eigenleistung gebaut, dadurch kommen wir zu relativ niedrigen Kosten, die natürlich individuell sehr unterschiedlich sein können und von vielen Voraussetzungen abhängig sind. Der Gründach-Bausatz kostete uns 5.000 Euro; die PV-Anlage inkl. Wechselrichter und Installation 4.000 Euro. (Umsetzung im Rahmen eines Selbstbauworkshop mit professionellem Partner.)

Für mich als Klimaschutzmanagerin war es eine schöne Erfahrung den Bau einer PV-Anlage mit Gründach mitzubekommen und mitzumachen. Gerne teile ich meine Erfahrungen mit Ihnen!

Kontakt zum Klimaschutzmanagement der Gemeinde Kaufungen:

Lisa Haubner »

Telefon:05605/802-2740

l.haubner@kaufungen.de

Timo Kuhrau »

Telefon:05605/802-2730

t.kuhrau@kaufungen.de