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26.02.2019

Theorie über Kunigundes und Kaiser Heinrichs Grablege fesselte die Zuhörer

Über eine lange Zeit hinweg zweifelte niemand daran, dass Kunigunde, die zuletzt als Nonne im Kloster Kaufungen lebte, an der Seite ihres Mannes Kaiser Heinrich II. im Bamberger Dom begraben wurde. Doch seit einigen Jahren verfolgen Wissenschaftler eine andere Theorie. Dr. Udo Schlitzberger, ehemaliger Landrat des Landkreises Kassel, lockte mit diesem hochinteressanten Thema über den Tod und die Grablege von Heinrich und Kunigunde in der vergangenen Woche über hundert Kaufungerinnen und Kaufunger sowie interessierte Zuhörer von außerhalb zu einem Vortrag in das Bürgerhaus Kaufungerwald. Veranstalter war der Museumsverein Kaufungen e.V. und der Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde e.V. Kassel 1834, Zweigverein Kaufunger Wald/ Söhre.

Von 1991 bis 2009 war Dr. Udo Schlitzberger Landrat des Landkreises Kassel. Im Ruhestand hat sich der Hobby-Historiker ganz der Geschichte „seiner“ Region gewidmet, und vor allem der Historie Kaufungens. Ende 2018 wurde sein Buch über die Althessische Ritterschaft und das Stift Kaufungen veröffentlicht. „Mich hat Kaufungen schon immer interessiert“, begrüßte der ehemalige Landrat seine Zuhörerinnen und Zuhörer im Bürgerhaus. „Schließlich war die Lossetalgemeinde zur Zeit Kunigundes wichtiger als Kassel.“ Denn im 11. Jahrhundert habe der Königshof Kassel zum Kloster Kaufungen gehört. Schlitzberger referierte über die Entwicklung des Kaiserpaares, über Heinrichs letzte Reise, die im Jahr 1024 von der Pfalz Grone bei Göttingen über Kaufungen nach Bamberg führte, wo er dann begraben wurde. So die offizielle Version. Doch hier verfolgt der Hobby-Historiker eine andere Theorie: „Es liegt nahe, dass die Eingeweide Heinrichs nicht am Begräbnisort des balsamierten Leichnams beigesetzt wurden, sondern in Kaufungen, wo seine Witwe Kunigunde zu jener Zeit lebte“, so Schlitzberger. Und auch bei Kunigunde, die 1033 verstarb, vermutete der ehemalige Landrat, dass sie als Nonne in der von ihr gestifteten Stiftskirche begraben wurde. Seine Theorie hatte sich während einer Recherchereise in die oberfränkische Domstadt Bamberg verfestigt: „Ich bin der Überzeugung, dass die Überreste von Kunigunde immer noch an zentraler Stelle in der Stiftskirche ruhen und nicht nach Bamberg überführt worden sind.“ Doch verifizieren ließe sich das jetzt, nach Abschluss der Kirchensanierung, wohl nicht mehr. „Das wäre die Aufgabe der Hessischen Denkmalpflege gewesen“, meinte Schlitzberger. Gebannt folgten die Zuhörerinnen und Zuhörer im Bürgerhaus den Ausführungen und ließen vermuten, dass dieses Thema die Kaufunger beschäftigt.

Neben der Geschichte des Stiftes Kaufungen griff der Vortrag auch die Historie der Althessischen Ritterschaft auf, die mit fast 500 Jahren eine der ältesten Stiftungen in Hessen ist. Schlitzberger sprach über die Geschichte dieser gemeinnützigen Stiftung, die seit Jahrhunderten unsere Region beeinflusst und erklärte, dass das Rittertum stets in Männerhand war, die, wichtige administrative Ämter ausfüllten, als Gutsbesitzer in der Land- und Forstwirtschaft agierten, Landräte oder Widerstandskämpfer waren. Der Hobby-Historiker schilderte, wo und wie die „Ritter“ heute leben und erläuterte die Traditionslinien der Familienwappen.

Der große Applaus und eine lebendige Diskussion am Ende des Vortrags zeigten, dass Schlitzberger, insbesondere mit seinen Recherchen über Kunigundes Grablege, bei vielen Kaufungerinnen und Kaufungern auf großes Interesse gestoßen ist und damit ein wichtiges geschichtliches Thema für Kaufungen in die Gegenwart zurückgeholt hat.