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Lebhafte Diskussionen beim 2. Bürgerabend –
Beurteilungen der Standortvarianten ausgewogen


Nachdem der erste Bürgerabend im Januar 2011 auf große Resonanz bei den Kaufunger Bürgerinnen und Bürgern gestoßen war, lud Bürgermeister Arnim Roß am 9. März 2011 zu einem zweiten Informations- und Diskussionsabend in den Saal des Bürgerhauses ein. Unter dem Motto „Kaufungen auf den Weg bringen“ folgten rund 170 interessierte Gäste der Einladung, um sich ausführlich über die Grundsatzdebatte zur Errichtung eines Lebensmittelmarktes in Oberkaufungen zu informieren. Bürgermeister Arnim Roß begrüßte die Bürgerinnen und Bürger und wies darauf hin, dass die Bürgerbeteiligung im Hinblick auf die Standortfrage des Lebensmittelmarktes sehr wichtig sei, um zu einer fachlich guten und akzeptierten Entscheidung zu kommen. Die Bürgerabende sollen dafür genutzt werden, um über die Planungen und Entwicklungen zu informieren und den interessierten Zuhören Raum für eigene Meinungen, Diskussionen und aufkommende Fragen zu geben. Jedoch solle dadurch die Bürgerversammlung nicht ersetzt werden, betonte Roß. Neben den Bürgerabenden haben Interessierte die Gelegenheit, ihre Meinungen im Online-Forum der Gemeinde Kaufungen (www.kaufungen.eu) kund zu tun.
Nach der Begrüßung startete der Bürgermeister seinen Vortrag mit den wichtigsten Punkten der Gesamtentwicklungsplanung für Kaufungen. „Der Gesamtentwicklungsplan folgt dem Grundsatz der Stärkung der alten Ortskerne in Ober- und Niederkaufungen und stellt die Gemeinde durch den zunehmenden demographischen Wandel und die schwierigere finanzielle Haushaltssituation vor neue Herausforderungen.“, berichtete der Verwaltungschef. Im Hinblick auf die Standortfrage zur Errichtung eines Lebensmittelmarktes in Oberkaufungen müsse eine geeignete Lösung gefunden werden, die die Interessen und Bedürfnisse der Kaufunger Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt. Roß berichtete in der Bestandsaufnahme zur Standortfrage über verschiedene Bedürfnisse in der Bevölkerung. So stehen bei älteren Menschen die Fußläufigkeit und Kommunikation während des Einkaufs im Vordergrund, wohingegen berufstätige Eltern mehr Wert auf Warenvielfalt und Parkplatz legen. „Um eine möglichst akzeptierte Entscheidung zu treffen, bemühen sich  die Kommunalpolitiker darum, eine möglichst große Zufriedenheit, Versorgungssicherheit, Belebung der Ortskerne, aber auch die finanzielle Solidität zu gewährleisten.“, versicherte der Bürgermeister. Er strebt im Sommer eine entgültige Entscheidung in der Gemeindevertretung an, damit die zugesagten Fördermittel für die Sanierung des Bürgerhauses nicht verfallen.
Weiter im Vortrag informierte Arnim Roß ausführlich über alle Standortmöglichkeiten für einen Lebensmittelmarkt in Oberkaufungen. Hier die wichtigsten Informationen aus dem Vortrag auf einen Blick:
 
Standortvariante Sandweg:
Das Grundstück des ehemaligen Sägewerks Riffer steht bereits im Eigentum der Gemeinde und würde für einen Lebensmittelmarkt eine Verkaufsfläche von 2.000 m² bieten. Um diesen Standort hat sich bereits die Firma Edeka beworben. Da bei dieser Variante die Niester Straße nicht als Marktstandort benötigt wird, wäre in diesem Zuge eine Sanierung des Bürgerhaussaals möglich. In Betrachtung der geprüften Gutachten liegen die Kosten für eine Sanierung des Bürgerhaussaals bei 2.330.000 Euro, wohingegen eine zugesagte Förderung des Landes in Höhe von 1.261.000 Euro beansprucht werden könnte. Vorteil dieses, in Ortsrandlage gelegenen, Grundstücks ist die Möglichkeit der Ansiedlung eines adäquaten und modernen Lebensmittelmarktes mit ausreichenden Parkplatzmöglichkeiten. Jedoch führt diese Standortvariante nicht zu einer Stärkung der Ortskerne.
 
Standortvariante Niester Straße:
 
“Auch bei der Standortvariante „Niester Straße“ ist die Möglichkeit gegeben, einen modernen und leistungsfähigen Lebensmittelmarkt anzusiedeln“, berichtete Roß. Durch die Verlagerung der bestehenden Einrichtungen (Bürgerhaussaal, Gesellschaftsraum; Ortsteilbücherei Oberkaufungen) entstehen höhere Investitions- und Folgekosten. Allerdings ergeben sich für fast alle Einrichtungen auch positive Weiterentwicklungschancen bezüglich der Verlagerung. Bürgermeister Roß betonte, das Ziel dieser Variante müsse sein, so viel alte Bausubstanz und so viel bestehende Einrichtungen wie möglich auf dem Bürgerhausareal zu erhalten. Jedoch sei die Verlagerung inklusive des Neubaus des Bürgerhaussaals mit geschätzten Investitionskosten in Höhe von 5,7 – 6,3 Mio. Euro sowie jährlichen Folgekosten in Höhe von 284.000 – 300.00 Euro für die Gemeinde derzeit nicht finanzierbar. Die Option auf einen späteren Bau eines neuen Bürgerhaussaals sei mit der Reservierung eines ausreichend großen Grundstücks vorbehalten. Eine geeignete Alternative zum Neubau eines derzeit nicht finanzierbaren Saales könne die gemeinsame Nutzung des neuen Veranstaltungssaales in der Gesamtschule vor. So könne die Gemeinde den derzeit geplanten, multifunktionalen und modernen Saal der IGS für alle Veranstaltungen in Absprache problemlos mitbenutzen, bestätigte Roß. Der Saal sei außerdem so groß wie der Bürgerhaussaal und habe 500 Plätze. Die Investitionskosten ohne Saalneubau liegen für die Gemeinde bei 3 – 3,5 Mio. Euro und die jährlichen Folgekosten bei 145.000 – 167.000 Euro. Dieser Vorschlag ist somit eine finanzierbare Alternative zum Neubau des Bürgerhaussaals.
 
Neben den grundlegenden Informationen zu den verschiedenen Standortvarianten informierte der Bürgermeister auch über die Entwicklungen der bestehenden Einrichtungen. So steht das Jugendzentrum derzeit unter konzeptionellen Veränderungen bezüglich der zugehenden Jugendarbeit und möchte ihr regelmäßiges Angebot, z.B. mit einem Jugendraum oder einem Jugendcafé in der IGS erweitern. Die Jugendpflege strebt an, aus den Räumen im Untergeschoss auszuziehen und geeignete Räumlichkeiten mit Außengelände zu finden. Eine mögliche Lösungsvariante bietet die derzeit leerstehende 585 m² große Riffer-Villa, die mit geschätzten Kosten in Höhe von 720.000 Euro für das Jugendzentrum saniert und renoviert werden könnte. Das Grundstück ist bereits im Gemeindebesitz. Die Alternative zur Sanierung der Riffer-Villa ist ein Neubau an der Theodor-Heuss-Straße, der mit 682.600 Euro von der Gemeinde finanziert werden müsste. Bürgermeister Roß wies daraufhin, dass dieser Standort zentral gelegen und für Jugendliche immer gut erreichbar sei.
Neben der Entwicklung des Jugendzentrums steht auch die Verlagerung der Ortsteilbücherei Oberkaufungen im Fokus. Hier erscheint es sinnvoll, die Bücherei in ein leerstehendes Gebäude entlang der Leipziger Straße zu verlagern, um der Ortskernbelebung einen zusätzlichen Impuls zu geben. Die geschätzten Kosten liegen bei 356.000 Euro, wobei hier Förderungsmöglichkeiten vom Stadtumbau Hessen beantragt werden könnten. Als Alternative zur Verlagerung der Büchereiräume würde ein Neubau auf einem geeigneten Grundstück in Frage kommen.
Neben dem Jugendzentrum und der Ortsteilbücherei Oberkaufungen müsste man sich auch, im Hinblick auf die Errichtung eines Lebensmittelmarktes in der Niester Straße, Gedanken über die Verlagerung des gemeindlichen Bauhofs und des Gesellschaftsraumes machen. Zunächst sieht das Konzept für eine mögliche Verlagerung des Bauhofs das gemeindeeigene Grundstück in der Pommernstraße vor. Hier hätte man die Gelegenheit, durch die Zentralisierung der bisherigen Standorte, eine positive Arbeitseffizienz für die Mitarbeiter des Bauhofs zu erreichen. Die geschätzten Kosten für diesen Vorschlag liegen bei 1.200.000 Euro.
Für die Standorterweiterung des Gesellschaftsraumes sieht der Konzeptvorschlag eine Verlagerung in das Gebäude des Restaurants „Tresor“ vor (z.B. in das Obergeschoss, über dem Restaurant). Die geschätzten Kosten für dieses Projekt liegen bei 634.100 Euro.
 
Im letzten Teil seines Vortrags betonte der Bürgermeister, dass sowohl das Bürgerhausareal Niester Straße, als auch das Riffer-Gelände (Sandweg) eine mögliche Standortlösung für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes seien.
Welche Variante sich jedoch letztendlich durchsetzt, wird von der Gemeindevertretung unter entwicklungs- und strukturpolitischen Aspekten entschieden. Nach der Zusammenfassung aller relevanten Informationen über die Standortdebatte eröffnete der Gastgeber die Diskussionsrunde für eigene Meinungen, Kritik und Vorschläge der aufmerksamen Zuhörer.
So trat Joachim Heinz von den „Kaufunger Lossesternen“ als Erster an das Mikrofon und äußerte seine Bedenken bezüglich der Nutzungsregelungen für Verein im Falle einer gemeinsamen Nutzung des Saales in der Gesamtschule. Bürgermeister Roß versicherte, dass die Gemeinde auch in Zukunft Ansprechpartner für Vereine bei der Vermietung der Aula bleibe. Falls es zu dieser Entscheidungsvariante komme, würden die wichtigsten Punkte in einem Nutzungsvertrag geregelt werden, so Roß. Bernd Egner aus Papierfabrik sprach sich für die Variante auf dem Riffergelände aus und fragte an, inwieweit Überlegungen zur Verkehrs- und Parkplatzsituation bereits getroffen sind. Roß erläuterte daraufhin die Planung einer verdeckten Linksabbiegerspur auf der Leipziger Straße für die Zufahrt auf das Riffergelände. Zudem müsse eine Ampelanlage den Verkehr auf der Niester Straße regeln, laut dem Verwaltungschef. Ebenso sei eine verdeckte Linksabbiegerspur in der Leipziger Straße vor der Sensensteinstraße nötig. Regina Dietrich meldete sich zu Wort und wünschte sich eine zentrale Einkaufsmöglichkeit im Ortskern, da das Riffergelände für ältere Menschen zu Fuß nur schwer erreichbar sei.
Horst Gsegnet betrachtete die Standortvariante auf dem Riffergelände positiv, da sie für ihn zukunftsorientiert angelegt sei. Seiner Meinung nach würde bei einem Lebensmittelmarkt in der Niester Straße der Platz schnell zu knapp werden. Dahingegen betonte Kurt Gerwig die Wichtigkeit der Ortskernbelebung sowie die Nachhaltigkeit der Standortvariante auf dem Bürgerhausareal. Auch Klaus Stichnoth sprach sich für die Variante „Niester Straße“ aus, da er im Falle einer Marktansiedlung auf dem Riffergelände negative Konsequenzen für die Erhaltung der Fachwerkgebäude im Ortskern sehe.
Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzten an diesem Abend die Gelegenheit, um ihre Meinungen offen zu äußern. Die „Für und Wider“ betreffend beider Varianten hielten sich die Waage. Bürgermeister Roß regte noch einmal an, die Standortvarianten sowohl unter den finanziellen Aspekten zu betrachten, als auch die Entwicklungschancen zu sehen, die nicht verpasst werden dürften. Zum Schluss der Diskussionsrunde plädierte die Kaufungerin Heidi Laufer dafür, bei der Entscheidung nicht nur die Standortsituation in Augenschein zu nehmen, sondern auch auf die Auswahl eines vernünftigen Lebensmittelmarktes zu achten, der ein vielfältiges Angebot bieten solle.
 
Nachdem die interessierten Zuhörer zu Wort gekommen waren und zahlreiche Meinungen und Kritiken ausgetauscht wurden, schloss Arnim Roß den offiziellen Teil des Bürgerabends und versprach den Bürgerinnen und Bürgern, mit ihnen im Dialog zu bleiben. 
 

17.03.2011