Seiteninhalt
27.06.2011

Carmina Burana


Stehende Ovationen in der Stiftskirche


Es war ganz sicherlich einer der Höhepunkt im Veranstaltungsjahr anlässlich der Kaufunger 1000-Jahrfeier: die Aufführung von Carl Orffs „Carmina burana“ in der Stiftskirche im Rahmen des Nordhessischen Kultursommers.
Doch bevor es in der Stiftskirche los ging, wurden die Besucher auf dieses großartige Musikereignis durch den Auftritt des Ensemble Estampie in der Stiftsscheune eingestimmt – und auch die lösten Begeisterungsstürme aus. Mittelalterliches Liedgut, gesanglich einfühlsam, mitreißend und gekonnt vorgetragen von Sigrid Hausen und Sarah M. Newman, verbunden mit Einflüssen moderner Stilrichtungen wie Minimal Music, außereuropäischer Musik bis hin zu World Music oder Popmusik, aber unter ausschließlicher Verwendung mittelalterlicher akustischer Instrumente, wie beispielsweise der berühmten Nyckelharpa, ergaben eine hochinteressante und faszinierende Mischung. Es waren melancholische und fröhliche Lieder, letztere, so erklärte Michael Popp vom Ensemble Estampie, seien auch bei Pilgerreisen nach Santiago de Compostella gesungen worden. Dort sei es zum Teil sehr lebenslustig hergegangen, was man indirekt den diversen Tanzverboten in Kirchen entnehmen könne.
Zwischendurch konnten es sich die Besucher der Veranstaltung „Lebendiges Mittelalter“ im Stiftshof gut gehen lassen. Dort waren Wein, Bier und „Handfestes“ im Angebot. Auch wenn der eine oder andere Regenschauer niederging, ging es fröhlich her. Auch viele „Gewandete“ waren unter den Besuchern zu sehen, darunter auch Kaufungens Bürgermeister Arnim Roß. Auch die 1. Kreisbeigeordnete Susanne Selbert und Ehrenbürgermeister Gerhard Iske waren unter den Gästen.
 
Bis auf den letzten Platz gefüllt war schließlich die Stiftskirche zum Konzert „Carmina burana“. Es war eine großartige Kulisse, die die über 100 Sänger, bestehend aus Kantorei und Kinder- und Jugendchor Kaufungen sowie Kantorei Eschwege, vor den bunten Glasfenstern des Chores der Stiftskirche boten, und schon eine Vorahnung dessen boten, was den erwartungsvollen Zuhörern in Kürze Gänsehaut verursachen sollte.
Die Intendantin des Kultursommers Nordhessen, Maren Matthes, zeigte sich sichtlich erfreut ob der gefüllten Kirche und bedankte sich bei allen Beteiligten, vor allem dem musikalischen Leiter Martin Baumann, der dieses Konzert im Rahmen des Kultursommers Nordhessen und der Kaufunger Konzerte initiiert und damit erst ermöglicht habe. Für das Festkonzert seien viele regionale Teilnehmer gewonnen worden, aber auch Solisten aus Israel, Spanien, Litauen, der Ukraine und Deutschland.
Einen spontanen Applaus erntete Maren Matthes, als sie, um die Bedeutung Kaufungens vor 1000 Jahren hervorzuheben, dessen Geburtstag man in diesem Jahr feiere, meinte, dass die offizielle Bezeichnung für Kassel früher gelautet habe: Kassel bei Kaufungen.
Die Carmina burana (Benediktbeurer Lieder) sind eine Sammlung moralisch-satirischer Gedichte, Liebeslieder, Trink-, Spieler- und Vagantenlieder sowie geistlicher Lieder aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die 1803 im oberbayrischen Kloster Benediktbeuren gefunden worden sind. Der Komponist Carl Orff (1895-1982) vertonte 24 Stücke daraus.Als der weltberühmte Chor „O Fortuna“ einsetzte, war die Stiftskirche erfüllt vom Klang dieses emotionalen und zutiefst ergreifenden Stückes. Auch die jungen Interpreten Hila Fahima, Joaquin Asiain, Günter Papendell sowie Sandra Urba und Oleg Poliansky an den Flügeln trugen mit ihrem Gesang dazu bei, dass dieser Abend ein wohl lange unvergessliches Erlebnis für die Zuhörer bleiben wird. Als der letzte Ton verklungen war, erhoben sich spontan alle von ihren Plätzen, um dieser grandiosen Aufführung mit lauten Bravo-Rufen ihren Tribut zu zollen. Als Zugabe schließlich gab es noch einmal „O Fortuna“ und noch einmal Gänsehautfeeling.