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11.10.2011

Gemeinsam Lachen


Ein wundervolle Show rauscht jetzt auf uns zu!


Das Licht geht aus und s’Annchen, die Putzfrau der Gemeinde, stand mit der Klobürste auf der Bühne. Sie müsse die Begrüßung machen, meinte sie, da eine gertenschlanke Moderatorin abhanden gekommen sei. „Gemeinsam lachen“ hieße die Show heute Abend – wollen wir schon mal üben? Den ersten Showpart, das Duo Linne & Riesling, wurde von ihr mit den Worten angekündigt: „Die einzigen Pantomimen der Welt, die schwatzen, wenn se pantomimisieren!“
Doch das, was Linne & Riesling den Zuschauern nun in über einer Stunde boten, ging weit über Pantomime hinaus. Mit Witz und Charme, Finger- und Körperakrobatik, Masken und Verkleidungen brachten sie das Publikum in einen wahren Lachrausch, ein Höhepunkt jagte den nächsten, ein Genuss für Augen und Ohren - und der Funken zu den Zuhörern sprang sofort über.
Es war zum Wegwerfen komisch, wenn der seriöse Moderator Herr Linne so seine liebe Not mit dem etwas aufdringlichen Herrn Riesling hatte, der dessen Worte immer mit den passenden Pantomimen unterstrich: „Wir sind heute Abend zu dritt. Wir haben eine junge Dame mitgebracht. Die hat Charisma!“ – und die entsprechenden Gesten von Herrn Riesling… - eindeutig zweideutig!
Herrlich auch der Akt mit dem Koffer, der hängt und aus dem Herr Linne weiße Masken holte, die auf wesentliche Gesichtszüge minimiert waren und mit der adäquaten Körpersprache sofort einen Wiedererkennungseffekt auslösten: Kennen wir den- oder diejenige nicht…?
Auch das Publikum wurde in ihre Show einbezogen. Katja aus der ersten Reihe gab netterweise an Andrea mittendrin die Teilnahme ab, und die hatte nur eine Aufgabe: Es kommen nachher zwei Prinzen auf sie zu…
Ein Highlight jagte das nächste. Ob mit der Weltpremiere der einzigen Pantomime mit Untertiteln, oder im 70er-Jahre-Macho-Outfit als Gebrauchtwagenhändler und Käufer, wo die Speckfalte des Herrn Linne schon mal als Airbag herhalten musste, oder als flotte Tänzer zur Musik von Daddy Cool, die John Travolta alle Ehre machten – sie waren umwerfend.
Die beiden Höhepunkte waren jedoch ganz ohne Zweifel die „Handakrobatik“ des Herrn Linne und der Auftritt der beiden als die „Olympic boys“. Ihr Rennen in Zeitlupe war einfach hinreißend und faszinierend, Gestik, Mimik und Körperbeherrschung gaben eine perfekte Symbiose und zeigten, dass Pantomime auch heute noch in Zeiten akustischer Reizüberflutung Menschen begeistern kann.
Nach der Pause ging es weiter mit der Band „Zärtlichkeiten mit Freunden“ aus Sachsen, nicht aus Thüringen, wie sich s’Annchen korrigieren musste. Die „bekannteste Band Deutschlands“ hatte sich gut auf ihren Auftritt in Kaufungen vorbereitet. Neben den unartigen Nettigkeiten, die die beiden, Ines Fleiwa und Cordula Zwischenfisch, mit ihren aberwitzigen Perücken miteinander austauschten, bekam auch der Bürgerhaussaal „sein Fett ab“, natürlich auf gut Sächsisch: „Die Bühne is en bisschen dünne. Wo die einen überall hinschicken! Abgehängt mit Sammet. Schau mal, die schönen Salzausblühungen! Nordhessische Kassettendecke.“ Hessisch ham se ebenfalls fleißig geübt. „Herzlichen Dank auf Hessisch heißt „Aler Labbeduddel“. Wenn ich morgen in den Roßgang gehe, das Bergbaumuseum, dann sage ich: Eine Eintrittskarte bitte, aler Labbeduddel.“ Probleme hatten sie obendrein mit den „humanoiden Bassfallen“ im Publikum. Diese Pulloverträger waren daran schuld, dass das Lied „Life is Life“ so gar nicht gut klang. Das war dann auch „nüscht“. Aber das hatten die hier ja absichtlich gemacht.
Das Verhältnis Ossi-Wessi und die Beziehungskiste zwischen Ines und Cordula wurden ausgiebig zelebriert. Geradezu zum Zeremoniell wurde die Auswahl der Schlagstöcke, der Knüttel, durch Frau Zwischenfisch, was von Frau Fleiwa durchaus mit genervten Blicken entgegnet wurde, was wiederum Frau Zwischenfisch zu der Bemerkung veranlasste: „Wenn de so weitermachst, fliegste aus meiner Band!“
Nach über einer Stunde waren die Jungs „fertsch“ im „neo-kubistischen Kongresszentrum“ (= Bürgerhaussaal), nachdem sie vorher noch die Blumendekoration an Besucher verteilt hatten.
Alles in allem ein äußerst vergnüglicher und abwechslungsreicher Abend für die Kaufunger in Kaufungen in ihrem doch mittlerweile recht populären Bürgerhaussaal.