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13.05.2019

Das Beste aus aller Welt und die Frage, wie wir miteinander umgehen

„Ich erzähle Ihnen ein bisschen, was ich mache …“, so begann ein unterhaltsamer, sehr vielschichtiger Lesungsabend von Axel Hacke, dem Schriftsteller und Kolumnist aus München, der mit einem Stapel selbst geschriebener Bücher unterm Arm die Bühne betrat. Rund 150 Zuhörer und Zuhörerinnen hatten sich in der Aula der IGS eingefunden und sich vom langen Veranstaltungstitel einladen lassen: „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“. Doch zu Beginn brachte der Autor erst einmal humorvolle Texte über alltägliche Begebenheiten aller Art mit auf die Bühne, wie sie schon seit Jahren Woche für Woche im Magazin der Süddeutschen Zeitung erscheinen. Geschichten, wie sie der Autor erlebt hat und wie sie vielen Leserinnen und Lesern nur allzu vertraut sind. Über eine Fahrt mit dem Sohn im Auto auf dem Weg in den Kindergarten zum Beispiel, über eine abgeschmückte Weihnachtskugel, die aufgrund des sogenannten „Partnerschaftspassivs“ monatelang im Flur vor sich in staubte und über die Vorzüge von Malaga-Eis verbunden mit Bemerkungen über Wahlentscheidungen. Schnell brachte Axel Hacke das Publikum zum Schmunzeln und Nicken, kurzfristig gesetzte Pointen und erzählerisches Talent zeigten Wirkung. Der Journalist, der bereits mehrere Bestseller veröffentlichte („Der weiße Neger Wumbaba“, „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“), berichtete, wie er sich bei seiner Arbeit immer wieder von den Reaktionen der mitdenkenden Leserinnen und Lesern inspirieren lässt für neue Kolumnen. So entstünde ein wertvoller Austausch über kleine und große Themen unserer Gesellschaft. Und so gelangte der Autor auch in geschickter Weise von einer privaten Geschichte über eine Familienbegebenheit und über den passenden Begriff „Herr Pupsmann“ hinsichtlich einer wichtigtuerischen Schwester hin zum amerikanischen Präsidenten sowie mancher seiner Verhaltensweise. Und prompt war Axel Hacke beim Veranstaltungsthema „Anstand und Umgangsformen“ angelangt. Wer nun zuerst an Knigge dachte, der wurde von ihm mit heute mehr denn je aktuellen Fragen konfrontiert: Was heißt das überhaupt, Anstand? Was bedeutet es? Und wie ist das, wenn der Anstand plötzlich und schleichend verschwindet – wie in den 20er, 30er Jahren oder etwa wie heute wieder in unserer Zeit? Diese Fragen bewegte Axel Hacke von verschiedenen Sichtweisen aus und gipfelte in einer zusammenfassenden Begriffserklärung: Anstand ist Sinn für Gerechtigkeit, Fairness und Ehrlichkeit – sich selbst gegenüber aber natürlich auch anderen gegenüber.

Nachdenklich entließ er das Publikum in die Pause und gerne hätte man noch mehr Anregungen darüber erhalten. Zum Glück gab es im Foyer der IGS einen gut sortierten Büchertisch und man konnte auch dieses aktuelle Buch zum Weiterlesen erwerben.

Im zweiten Teil der Veranstaltung gab Hacke dann Einblicke in seine weiteren Werke und die Lachmuskeln kamen wieder zum Einsatz. Falsch verstandene Liedtexte mit zahlreichen Beispielen und manchmal nötige Rückübersetzungen von Speisekarten im Ausland: „Der Mensch besitzt die Fähigkeit, sich zu irren – und manchmal entsteht etwas viel Besseres.“

Nach kräftigem Applaus gab der Autor eine Zugabe, erzählte eine Anekdote vom „bügelnden Sohn nachts um halb vier“ und schloss mit dem weisen Zuspruch: „Das Leben ist ein Abenteuer – du schaffst das schon!“