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Kaufungen - Eine Gemeinde mit beispielhafter Entwicklung

Kaufungen erstreckt sich im Osten des Kasseler Beckens im Lossetal, dicht vor dem sanft ansteigenden Buntsandsteinbergland des Kaufunger Waldes und der Söhre. Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Oberkaufungen und Niederkaufungen mit Papierfabrik, die sich am 1.12.1970 freiwillig zusammenschlossen. In ihr leben etwa 12.500 Menschen.

Es begann im Jahre 1011 als Kaufungen erstmals urkundlich erwähnt wurde, als Königshof unter dem Namen "Coufunga". In dessen Bereich gründeten Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde im Jahr 1017 ein Benediktinerinnenkloster. Unter Landgraf Philipp dem Großmütigen wurde das Kloster 1527 aufgelöst und der Hessischen Ritterschaft zur Nutzung übergeben. Nur Geringes davon ist heute noch erhalten, einzig der stattliche Bau der Stiftskirche (1025) überragt das Tal der Losse.

Eine Vielzahl von Waldglashütten, die Kupferverarbeitung, eine der ältesten Bergbauanlagen Nordhessens, die Papierherstellung sowie Ziegler- und Töpfereiwesen prägten die mittelalterliche und frühneuzeitliche Wirtschaftsstruktur. Darüber hinaus spielte der Braunkohlenbergbau bis in die Gegenwart eine wichtige Rolle.

Das heutige Kaufungen ist das Ergebnis jahrzehntelanger Planung mit dem Ziel, das ureigene Gesicht und die Natur zu erhalten. Dazu war ein langandauernder Lernprozess notwendig, um sich mit dem eigenen »räumlichen und sozialen Gebilde Dorf« zu identifizieren. Dies führte zunächst zu einer Stärkung der beiden Ortskerne im Rahmen des in den 70er und 80er Jahren durchgeführten Dorferneuerungsprogramms. In dieser Zeit wurden Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an den alten Fachwerkhäusern durchgeführt. Die Gestaltung von Plätzen nimmt besonderen Raum ein: Brunnen, Bäume und Bänke lassen das Gesamtbild aus vergangenen Jahrhunderten wieder erstehen und erweisen sich als beliebte Treffpunkte.

In den letzten Jahrzehnten sind durch verstärkten Zuzug neue Wohngebiete entstanden. Damit einher gingen Umbaumaßnahmen an zahlreichen Straßen. Es entstand eine Ortsdurchfahrt, die neben dem Kfz-Verkehr gleichermaßen auch dem Fuß- und Radverkehr dient. Die Nebenanlagen (Bepflanzungen, Vorgärten) haben das Ortsbild wesentlich verbessert.

Im stadtnahen ländlichen Raum kommt dem Nahverkehr eine besondere Bedeutung zu. Nach Stilllegung des Personenverkehrs auf der Bahnstrecke Kassel-Waldkappel-Eschwege wurde das Projekt Lossetalstraßenbahn betrieben. Seit 2001 fährt die Straßenbahn von Kassel über Kaufungen nach Helsa und seit 2006 wird Hessisch Lichtenau erreicht. Um die alten Ortskerne langfristig zu stärken, wurde auf ein Ortszentrum zwischen den Ortsteilen zugunsten des Wohnungsbaus mit der dazugehörigen Infrastruktur verzichtet. Die Integrierte Gesamtschule, zwei Grundschulen und die 1995 in Betrieb genommene Stützpunktfeuerwache sowie die barrierefreien Wohnungen mit Altenbegegnungsstätte stellen markante städtebauliche Objekte dar.

Die Wirtschaftsstruktur basiert auf zahlreichen Handwerks-, Industrie-, Dienstleistungs- und Handelsbetrieben. Auch das Gewerbegebiet nahe der Autobahn A 7 wurde entsprechend erweitert, um die Wirtschafts- und Finanzkraft der Gemeinde zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu sichern.

Als grüne Verbindung liegt zwischen beiden Ortsteilen ein etwa 50 Hektar großer Park, dessen Kernstück der Steinertsee ist. Er bildet den Übergang zur freien Landschaft und zum Naturpark Meißner-Kaufunger Wald.

Gemeinschaftseinrichtungen haben einen besonderen Stellenwert, denn sie garantieren eine hohe Wohn- und Lebensqualität. Die Gemeinde wurde für ihr soziales Engagement 2002 von der Landesregierung beim Wettbewerb »Familienfreundliche Kommune« ausgezeichnet.

Kultur wird großgeschrieben: Die traditionellen »Kaufunger Konzerte«, der „Kaufunger Stiftssommer“ und ein vielfältiges Kulturprogramm werden ergänzt durch die Angebote zahlreicher Vereine. Die Kaufunger Museen, das Regionalmuseum »Alte Schule« mit dem "Mitmach-Haus", das Bergwerksmuseum »Rossgang«, Heimatfeste und Dorftage laden zu einem Besuch ein.

Enge partnerschaftliche Beziehungen bestehen mit der italienischen Gemeinde Bertinoro und der moldawischen Gemeinde Budesti. In Kaufungen wirken viele Menschen an der Vertiefung dieser Beziehungen mit.

Geschichtsverlauf Kaufungen

um 1008 bis 1011
Verlegung des Königshofes Kaiser Heinrichs II. von Kassel nach Kaufungen Bau der St. Georgskapelle in Oberkaufungen

1011 
Erste urkundliche Erwähnung von Kaufungen („Coufungon“)

1014
Kaiserkrönung in Rom von Heinrich und Kunigunde
Kaufungen wird vom Königshof zur Kaiserpfalz

1017 
Kaiserin Kunigunde macht aus der Pfalz ein Kloster (Reichsabtei)

1019
Schenkung der Dörfer Nieder- und Oberkaufungen an das Kloster Kaufungen
Das Kloster erhält das Recht zur Abhaltung eines dreitägigen Jahrmarktes

1025
Weihe der Kirche zum Heiligen Kreuz (heutige Stiftskirche)
Eintritt von Kaiserin Kunigunde als Nonne ins Kloster Kaufungen

1041
Das Kloster erhält das Recht auf einen Wochenmarkt (jeden Mittwoch)

1086
Eingliederung des Klosters in das Bistum Speyer

um 1250
Das Kloster wird wieder Reichsabtei
Umwandlung des Klosters in ein Kanonissenstift

1280
Die Dörfer Ober- und Niederkaufungen werden der Verwaltung des Landgrafen unterstellt

1430
Erste Glashütten im Kaufunger Wald und im Stiftswald nachweisbar

1509
Nach einer Visitation (Überprüfung) Umwandlung des Kanonissenstifts in ein Benediktinerinnenkloster

um 1520
Bau der Kirche in Niederkaufungen

1527
Einführung der Reformation in Hessen und Aufhebung des Klosters

1532
Vereinigung der Klöster Kaufungen und Wetter zum Stift Kaufungen und Wetter
Übergabe an die Althessische Ritterschaft

1555
Vergabe von Abbaurechten für Alaun durch den Landgrafen an eine Oberkaufunger Gewerkschaft

1556
Erstmals wird eine Schule in Kaufungen erwähnt

um 1580
Mehrere Kupferhämmer in Oberkaufungen nachweisbar
Zentrum der innerhessischen Kupferverarbeitung

1615
Renovierung der Kirche in Niederkaufungen

1623 bis 1624
Mehrere Pestepidemien fordern viele Todesopfer

um 1640
Verheerungen und Plünderung im Lauf des 30jähringen Krieges
Bevölkerungsrückgang

1739
Erlass einer Grebenordnung durch den hessischen Landgrafen (Grebe= Bürgermeister, Beginn der Gemeindeverwaltung)

1751
Einrichtung des Bergwerkes Mittelthal (Braunkohle und Alaun)

1758
Gefechte, Einquartierungen und Plünderungen während des Siebenjährigen Krieges

1763 bis 1780
Stationierung eines Husarenkorps in Oberkaufungen

1766
Erste Erwähnung einer Schule in Niederkaufungen

1807 bis 1813
Oberkaufungen Sitz der Kantonsverwaltung während des Königreichs Westphalen unter Jérôme Bonaparte

1823
Errichtung eines Göpelgebäudes zur Förderung von Kohle mittels der Kraft von Pferden (Rossgang)

1828 
Ende der Alaunsiederei

1839
Anlage der Papierfabrik zwischen Niederkaufungen und Kassel

1842
Schulneubau am Kasseler Weg (heute Schulstraße) in Oberkaufungen

1879
Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Bettenhausen nach Waldkappel

1899
Der Fernsprechverkehr mit den Nachbarorten wird möglich

1900
Eröffnung der Lungenheilstätte in Oberkaufungen (Krankenhaus)

1902
In Niederkaufungen wird der Schulneubau an der Leipziger Straße eingeweiht
Oberkaufungen erhält elektrische Beleuchtung

1911
In Oberkaufungen wird das neue Amtsgericht an der Leipziger Straße bezogen (heute JVA)

1916
Starkes Hochwasser im Lossetal hinterlässt große Schäden

1932
Wegen der hohen Arbeitslosigkeit ist Oberkaufungen zahlungsunfähig
Stürmung des Rathauses

1933
Verfolgung besonders von KPD-Mitgliedern in Oberkaufungen

1934
Die Papierfabrik brennt vollständig ab

1937
Die Deutsche Wehrmacht richtet auf dem Feld gegenüber der Papierfabrik das Heereszeugamt ein (Depots)

1945
Amerikanische Truppen befreien das Lossetal
Viele Heimatvertriebene und Flüchtlinge kommen nach Ober- und Niederkaufungen

1947
Ein Kino wird in Oberkaufungen eröffnet

1953
Weihe der ersten katholischen Kirche in Niederkaufungen

1954
Einweihung des „Lossetal-Stadions“ in Oberkaufungen für den Sportbetrieb

1958
Eröffnung des Heimatmuseums in Oberkaufungen

1961
Weihe der ersten katholischen Kirche in Oberkaufungen (St. Heinrich)
Autogerechter Ausbau der Leipziger Straße in Niederkaufungen

1962
Einweihung des Bürgerhauses Kaufungerwald in Oberkaufungen, drittältestes Bürgerhaus in Hessen

1968
Baubeginn der Mittelpunktschule Kaufungen, der späteren Integrierten Gesamtschule

1969
In Niederkaufungen wird das „Haus der Gemeinde“ mit neuem Bürgermeisteramt eingeweiht
Die Gemeinde Niederkaufungen erwirbt das Gelände des ehemaligen Heereszeugamtes im Ortsteil Papierfabrik und richtet ab 1971 dort ein Gewerbegebiet ein
Das schwerste Hochwasser der Losse richtet große Schäden in Ober- und Niederkaufungen an

1970
Freiwilliger Zusammenschluss der Gemeinde Ober- und Niederkaufungen zur Großgemeinde Kaufungen

1971
Ende der Braunkohleförderung in der Zeche Freudenthal nach über 250 Jahren

1973
Einweihung der neuen Integrierten Gesamtschule

1976
Umwandlung (Rekultivierung) des ehemaligen Braunkohlentagebaugebietes in den Steinertseepark
Umwandlung der Lungenheilstätte in eine geriatrische Klinik


1977
Eröffnung des Bergwerkmuseums "Rossgang"

1979
Eröffnung der Umgehungsstraße B 7

1985
Einstellung des Personenverkehrs auf der Bahnstrecke von Kassel nach Waldkappel

1986
Eröffnung des Regionalmuseums „Alte Schule“
Die Gründungsgruppe der Kommune zieht nach Kaufungen

1990
Fertigstellung und Freigabe der zurückgebauten Leipziger Straße

1995
Einweihung des Feuerwehrstützpunktes

1998
Fertigstellung des 1. Bauabschnitts der Lossetalbahn bis zur Haltestelle Kaufungen-Papierfabrik

1999
Gründung Sozialstation Kaufungen/Nieste, Seniorenbegegnungsstätte, Psychosoziales Zentrum und 35 barrierefreie Wohnungen wurden fertiggestellt

2006
Bau der Lossetal-Halle

2011
1000 Jahrfeier Kaufungen

2011- 2012
Vollständige Sanierung mit Neubau der Integrierten Gesamtschule mit Gemeinde- und Schulbücherei

2013
Gründung Gemeindewerk Kaufungen

2016
Bau des Windparks Stiftswald

2019
Zweitschwerstes Hochwasser an der Losse

2020-2022
Corona-Pandemie mit Hilfsprogramm „Kaufungen blickt nach vorn“

2022
Heimatfest zu „50 Jahre Großgemeinde Kaufungen“

2025
Weihe der Stiftskirche jährt sich zum 1000. Mal
Erste Verlegung von „Stolpersteinen“ zum Gedenken an NS-Opfer