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Feiern, erinnern und vorausschauen - 25 Jahre Deutsche Einheit

Eine feierliche Stimmung und ein vollbesetzter Bürgerhaussaal prägten am Tag der Deutschen Einheit die Ausstellungseröffnung „Zwischen Kaltem Krieg und Wiedervereinigung - Leben mit der `Zonengrenze` in Kaufungen“, zu der die Gemeinde Kaufungen eingeladen hatte. Neben der Ausstellung im Foyer des Rathauses stand im Zentrum dieser Veranstaltung ein Partnerschaftstreffen der Feuerwehren aus Kaufungen und Walschleben in Thüringen. Umrahmt mit flotten Rhythmen aber auch bewusst gesetzten, besinnlichen Klängen wurde das Programm vom Musikzug der Feuerwehr Kaufungen.

Jahrzehntelang habe man mit der Gefahr eines alles vernichtenden Atomkrieges zwischen den beiden Militärblöcken in Ost und West leben müssen, erinnerte Bürgermeister Arnim Ross in seiner Begrüßungsrede. Die deutsche Einheit markiere das freudige Ende dieser Periode. „Was heißt für uns deutsche Teilung und Wiedervereinigung, die für meine Kinder schon wieder Geschichte sind wie für mich die beiden Weltkriege?“, fragte der Verwaltungschef. Frieden und Freiheit seien nicht selbstverständlich. Gerade in Zeiten von Verfolgung, Gewalt und damit verbundener Flüchtlingsströme würde uns dies bewusst. Die diesjährige Jubiläumsveranstaltung zur deutschen Einheit sei eine Station auf dem „Kaufunger Friedenspfad“, der bis 2018 fortgeführt werde. Der „Kaufunger Friedenspfad“ stellt das Thema Frieden vor Ort in Kaufungen in den Mittelpunkt und fördert Offenheit, Toleranz, friedliche Konfliktlösung und Gewaltlosigkeit. Die Gemeinde trägt in jedem Jahr eine Kabinettausstellung bei. In diesem Jahr wird an die Zeit der deutschen Teilung und der Wiedervereinigung erinnert.

Ulla Merle, Leiterin des Regionalmuseums, machte im Anschluss auf die Vielzahl von Schnappschüssen aufmerksam: „Es ist wie das Aufschlagen eines Albums - der Betrachter kann beobachten, wie Menschen aufeinander zugegangen sind, was sehr spannend war.“ Und dann ließ sie anschauliche Beispiele folgen aus der Zeit kurz nach der Maueröffnung, als Tausende DDR-Bürger auch Kaufungen besuchten. Sie berichtete, wie die Feuerwehr liegen gebliebene Trabbis reparierte, wie Übernachtungsplätze gesucht und gefunden wurden und wie im großen Zelt auf dem Festplatz ein Begrüßungs- und Organisationsschwerpunkt eingerichtet wurde. „Auch die Kaufunger waren neugierig, reisten in die alte oder neue Heimat und der Prozess des Zusammenwachsens ging seinen Lauf.“

Es wurden Beziehungen geknüpft und Verbindungen geschaffen zwischen einzelnen Menschen aber auch zwischen Vereinen, wie die Partnerschaft zwischen den Feuerwehren Kaufungens und Walschlebens zeigt. Eine große Delegation aus der Thüringischen Gemeinde konnte zum Kaufunger Festakt anlässlich des 25-jährigen Einheitsjubiläums auch von Rudi Viehmann (Erster Vorsitzender des Feuerwehrvereins Oberkaufungen) begrüßt werden: „Wer kann besser einen Eindruck dieser spannenden Zeit vermitteln, als die Zeitzeugen?“ Und so wurde ein Sofa auf die Bühne gehoben, ein altes, graues Telefon dazugestellt und die altgedienten Feuerwehrmänner Volker Harms (Kaufungen) und Achim Methfessel (Walschleben) berichteten in amüsanter Weise von den ersten Kontakten und der sich anschließenden Freundschaft zwischen den beiden Vereinen in West und Ost. Beide freuten sich besonders darüber, dass „der Funke auf die nächste Generation, auf die Jugendlichen übergesprungen ist und so die Partnerschaft weiter Früchte tragen wird.“ Nach dem Austausch von Geschenken bekräftigte Landrat Uwe Schmidt in seiner Ansprache die Bedeutung solcher Verbindungen für den Prozess des Zusammenwachsens - so, wie es auch auf Landkreisebene zwischen dem Kreis Kassel und dem Ilmkreis in Thüringen als Austausch auf Augenhöhe und Freundschaft gepflegt werde. „Es geht immer weiter und ich appelliere an die jungen Leute, Mut zu haben, diesen Neuanfang von 1990 weiter in die Zukunft zu tragen.“

Der Bürgermeister Walschlebens, Manfred Weiß, stellte den Besuchern seinen Ort kurz vor und rief vier Bilder in Erinnerung, die für ihn die Ereignisse von 1989 und 1990 dokumentierten. „Man fand Landsleute und Freunde und dieses Jubiläum soll man so feiern, wie es sich für Freunde gehört!“ Zum Feiern gehören manchmal auch Geschenke und mit den Worten „Ich überprüfe jedes Jahr das Wachstum!“ überreichte er Bürgermeister Arnim Ross einen Gutschein für eine „Linde der Freundschaft“, die in Kaufungen einen schönen Standort finden wird.

Geschenke in Form einer Ehrennadel in Gold mit Diamant erhielten auch Klaus Ketteritzsch und Manfred Opper für 50 Jahre aktive Tätigkeit beim Musikzug der Feuerwehr Kaufungen. Verliehen wurde die besondere Auszeichnung durch Kreisstabführer Sigried Heinicke. Gemeindebrandinspektor Andreas Herbold freute sich anschließend, die Gründungsmitglieder der neu gegründeten Kinderfeuerwehr „Kaufunger Feuerdrachen“ auf die Bühne zu bitten. Verena Viehmann, Betreuerin und ausgebildete Pädagogin, nahm stellvertretend für ihr Team eine Geldspende der Gemeinde, die Trägerin dieser wichtigen Nachwuchsgruppe ist, entgegen.

Ein abschließendes, gemeinsames Mittagessen mit interessierten Gesprächen an den Tischen und ein Rundgang durch die Ausstellung beendeten einen kurzweiligen Vormittag am Feiertag zur Deutschen Einheit.