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19.11.2012

50 Jahre Bürgerhaus Kaufunger Wald


50 Jahre Bürgerhaus Kaufunger Wald – Ehrenbürgermeister Iske: „Es war das erste Bürgerhaus in Nordhessen“


Das Bürgerhaus Kaufunger Wald feierte am 3. November 2012 seinen 50. Geburtstag und steht in diesen Tagen im Fokus des Kaufunger Interesses. In einer Festwoche vom ersten bis zum siebten Juli 2013 soll das Jubiläum, gemeinsam mit der Fertigstellung der Bürgersaalsanierung, gefeiert werden. „Das Bürgerhaus Kaufunger Wald war und ist für die Kaufunger Bürgerinnen und Bürger ein Ort der kulturellen Begegnung und des gesellschaftlichen Zusammenseins“, sagt Bürgermeister Arnim Roß rückblickend auf 50 Jahre Bürgerhaus Kaufungen.
 
Nach der Grundsteinlegung am 21. Juli 1960 fand zwei Jahre später, am 3. November 1962, die feierliche Einweihung statt. „Es war das erste Bürgerhaus, das in Nordhessen errichtet wurde und das dritte im ganzen Land Hessen“, berichtet Ehrenbürgermeister Gerhard Iske, der während seiner Amtszeit von 1970 bis 1992 viel Zeit und Engagement in das Projekt „Bürgerhaus“ steckte.
Für die Kaufunger Ortschronik „1000 Jahre Kaufungen – Arbeit, Alltag, Zusammenleben“ recherchierte der in Oberkaufungen geborene Hobbyautor Kurt Nolte detailliert über die Geschichte des Bürgerhauses Kaufungerwald und berichtet, dass die Idee zur Errichtung eines Verwaltungsgebäudes schon zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg entstand. „Den wesentlichen Anstoß zur Realisierung gab 1952 der Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn, der das kulturelle Gefälle zwischen den Städten und den ländlichen Räumen durch vielseitige kulturelle Angebote und gemeinschaftliche Räume ausgleichen wollte“, demonstriert Kurt Nolte in seinem Beitrag „Im Geist von Freiheit, Toleranz, Frieden und Freundschaft“. 
 
Im November 1957 schrieb die ehemalige Gemeinde Oberkaufungen einen Architektenwettbewerb aus, der vom Kasseler Architekten Walter Grüning gewonnen wurde. Sein Entwurf wies, nach Angaben des Autors Nolte, „unverkennbare Vorzüge der städtebaulichen Anordnung und Funktion“ auf. „Viele Hürden waren zu diesem Zeitpunkt genommen, vieles musste aber noch bewältigt werden“, so Nolte.
 
Nach der Fertigstellung des Gebäudekomplexes im Jahr 1962 wurden, vier Jahre später, die ersten Erweiterungsarbeiten des Bürgerhausensembles durchgeführt. Das Nachbargründstück, Leipziger Straße 91, wurde durch die Gemeinde erworben, um das daraufstehende Gebäude abzureißen und zusätzlichen Platz für die Gaststätte mit Nebenzimmer und Küche sowie zehn Hotelzimmer im Obergeschoss zu schaffen. Später wurde das Nachbargebäude, Leipziger Straße 93 („Alte Post“), noch dazu gekauft.
1969 überflutete ein schweres Hochwasser die Keller- und Archivräume des Verwaltungsgebäudes.
 
Die wohl größte und symbolischste Aufgabe erhielt das Bürgerhausensemble am 1. Dezember 1970 mit dem Zusammenschluss der Orte Nieder- und Oberkaufungen zu einer Großgemeinde. „Zu diesem Zeitpunkt war das Bürgerhaus Kaufungen „der Ort“, an dem der Zusammenschluss der Verwaltungsbezirke und die neue Verwaltungsgliederung räumlich und symbolisch realisiert wurden“, erinnert sich Ehrenbürgermeister Gerhard Iske. „Der Zusammenschluss wurde zünftig begangen und das Bürgerhaus wurde schnell zum Ort der Begegnung zwischen den Bürgerinnen und Bürgern aus Ober- und Niederkaufungen.“
 
Die Jahre nach dem Zusammenschluss zu einer Großgemeinde standen für das Bürgerhaus im Zeichen von Umbau- und Neugestaltungsmaßnahmen. Nach einem Brand im Jahr 1972 musste die Bürgerhausgaststätte saniert und neu gestaltet werden. Nolte schreibt über die Raumgestaltung der Gaststätte: „Für besondere Behaglichkeit sorgten Wandverkleidungen, Raumteiler, Theke und Mobiliar aus Holz und Schwarz/Weißfotos mit Motiven aus dem historischen Kaufungen. Eine Ecke war dem Bergbau gewidmet und ein Nebenraum stand dekorativ und bildbezogen unter dem Motto Kaufunger Wald.“
Der Rathausvorplatz erhielt in den 80er Jahren eine Freitreppe, einen Brunnen sowie ein Sitzrondell. Markant und symbolträchtig sind die Bronzefiguren auf dem Rathausbrunnen, geschaffen von dem Künstlerpaar Karin Bohrmann und Georg Roth, die das alte und junge Kaufungen mit ihren Spitznamen „Knottenfresser“ (Oberkaufungen) und „Bohnenbiedel“ (Niederkaufungen mit Papierfabrik) symbolisieren. 1987 feierte Kaufungen das 25-jährige Bestehen des Bürgerhauses.
 
In den vergangenen 50 Jahren ist an dem Komplex fast ständig um- und ausgebaut, modernisiert und saniert worden. 1993 erhielt der vordere, zur Leipziger Straße gelegene, Bürgerhausteil seinen eigenen Namen: In großen Goldbuchstaben wurde der Name „Rathaus“ über den Schriftzug „Bürgerhaus Kaufunger Wald“ angebracht. Dieser wurde jedoch sieben Jahre später, im Rahmen der energetischen Gebäudesanierung des Rathauses, gegen einen zweifarbigen Schriftzug mit dem darüberliegenden Kaufunger Wappen ausgetauscht. Mit Blick auf den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit wurde das Rathaus von November 2009 bis Juni 2010 energetisch saniert. „Mit der energetischen Sanierung des Rathauses wurde ein großer Schritt Richtung Klimawende in Kaufungen gegangen“, erklärt Bürgermeister Roß. 
 
Mit gutem Beispiel voran folgt nun auch die Sanierung des Bürgersaals. 50 Jahre nach der Einweihung des drittältesten Bürgerhauses in Hessen bekommt der Bürgersaal nicht nur einen neuen Anstrich, sondern wird auch von Grund auf neu saniert. Seit April 2012 wird gehämmert, gemeiselt und gebohrt. Roß: „Wir rechnen mit der Fertigstellung der Sanierung im Frühjahr 2013.“ Dann solle zusammen mit der Wiedereröffnung auch das 50-jährige Jubiläum gefeiert werden.