AB DAFÜR!

Seit über 20 Jahren bringt er seinen satirischen Jahresrückblick bereits bei uns auf die Bühne. Am letzten Dienstag war es wieder soweit: Bernd Gieseking zeigte sein aktuelles Programm „Ab dafür“ vor einem interessierten und amüsierten Publikum. Viele der zirka 220 Zuschauer*innen kommen gerne jedes Jahr wieder in das Kaufunger Bürgerhaus wenn, der Kabarettist Ansichten, Höhepunkte und Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr präsentiert - persönlich aufbereitet und aus humoristischem Blickwinkel. Gut zwei Stunden nutzte er, um gesellschaftliche Entwicklungen, politisches Geschehen und seine persönlichen Erfahrungen unterhaltend darzubieten. Und gelernt hat der aufmerksame Zuhörer auch einiges. Wer hätte gewusst, dass die Ravioli-Dose im Jahr 2023 ihr 65. Jubiläum feierte, wie im Übrigen auch Herr Gieseking selbst. Gelegentlich sogar in inniger Verbundenheit oder zumindest als regelmäßiger kulinarischer Wegbegleiter, sei es auf dem Gymnasium, beim Studium in Kassel oder während seiner Lehrjahre. Jubiläen gab es sowieso einige, und bei manchen lohnte es sich, sie genauer zu betrachten. Das Handy besteht nunmehr seit 50 Jahren, auch wenn es damals eher Backstein denn Telefon war, die Grünen sind seit 40 Jahren im Bundestag ohne die Rettung zu bringen, aber immerhin einzuleiten, und Jurassic Park eroberte vor 30 Jahren erstmalig die Kinos. Loriot, wohl bekanntester und zudem begnadeter deutscher Humorist, wäre 100 Jahre geworden. „Er lebe hoch“ - ein Buch zum besagten Ehrentag legte Gieseking dem Publikum besonders ans Herz.

Sympathieträger wie die Finnen im Allgemeinen, die Ostwestfalen im Besonderen oder unsere Faustballnationalmannschaft, welche den Weltmeistertitel nun bereits zum 13. Mal für Deutschland gewinnen konnte, wurden gerne und wohlwollend erwähnt. Unsere Politiker schnitten erwartungsgemäß nicht so gut ab. Sei es die achtsame Amtsführung unseres Bundeskanzlers, die Pläne Lauterbachs zur Cannabis-legalisierung oder die Reisegewohnheiten von Frau Baerbock. Altkanzler und Minister, gleich welchen Geschlechts erhielten auf der Bühne ihren wohlverdienten Platz, wurden behandelt, bewertet und abschließend kommentiert. Einzig Christine Lambrecht erhielt fast so etwas wie Anerkennung, wenn auch nur für Ihre Entscheidung zum Rücktritt. Zum Ende gab es ein wildes Märchenkuddelmuddel mit unseren Amtsträgern als Protagonisten. Zum Glück nur ein Albtraum. Oder?

Gleichwohl die Satire durch Herrn Gieseking an diesem Abend das tat, wozu sie gedacht ist, nämlich durch Übertreiben und Bagatellisieren der gewählten Themen einen vergnüglichen Abend zu schaffen, war es ihm eindeutig ein Anliegen, ernsthaft und mit klaren Worten die aktuellen Demonstrationen zu befürworten, die gegen die tatsächlich besorgniserregenden, rechtspolitischen  Entwicklungen im Land zielen. Es ist sehr zu hoffen, dass die Vernunft sich durchsetzt und somit Bernd Gieseking andere Themen wird finden müssen, um uns auch im nächsten Jahr wieder einen besonderen und amüsanten Jahresrückblick zu bescheren.