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19.08.2013

Bidlah Buh


Bühne frei für Prachtkerle im Stiftshof


„Wer angibt, hat mehr vom Leben!“ - mit diesem Titel lockte das Trio mit dem rätselhaften Namen „Bidlah Buh“ etliche Zuschauer am vergangenen Donnerstag in den Kaufunger Stiftshof.
Mit Frack, weißer Fliege und roter Stoffblume im Knopfloch präsentierten sich auf der Bühne wahrlich „knackige Jungs“ - denn das heißt „Bidlah Buh“ aus dem Plattdeutschen übersetzt, wie gleich zu Beginn der Veranstaltung mit einem Augenzwinkern erklärt wurde. Hans Torge, der Frontmann mit der "akkurat gestopften Trompete", Ole, der „galante Herzensbrecher“ mit der Gitarre und der wunderbar dümmliche Frederic, als Schlagzeuger der "Mann fürs Grobmotorische" boten Musik-Entertainment vom Feinsten. Die drei studierten Musiker aus Hamburg „mit Duft in der Pomade“ freuten sich „über die feine, schöne Runde hier in Kaufungen“, spielten „Melodien in den Hof hinein“ und ließen die Zuschauer raten, um welche Titel es sich dabei handelte.
Alte Schlager („Aber bitte mit Sahne“), Evergreens, Chansons und Wiegenlieder der ganz besonderen Art („Lalelu“ als Rap) - mit Tempo und Temperament fegte „Bidlah Buh“ durch die Musikgeschichte. Auch der Rock`n Roll durfte dabei natürlich nicht fehlen - und als Antwort schallte ein mehrstim miges „Yeah“ durch den Stiftshof. Virtuos, vielfältig und mit bissigem Humor in den umformulierten Texten präsentierten die drei Interpreten Liedklassiker in einem neuem Gewand, das Ganze garniert mit einer kurzweiligen Performance. Dem aufmerksamen Publikum hat es gefallen - es wurde geklatscht, geschnipst, gesummt und mitgesungen. Die Hamburger Jungs überzeugten mit hoher musikalischer Qualität und mit ihrem Rhythmusgefühl auf ganz unterschiedlichen Instrumenten. Da wurden neben diversen Trompeten, Gitarren und Akkordeon Kuhglocken geschwungen, zum „Hummelflug“ wurde virtuos auf dem Xylophon gespielt und eine alte Schreibmaschine mutierte beim Liebeslied „Für Wiebke“ zum Percussioninstrument.
Hans-Torge Bollert begeisterte nicht nur durch seine unübertrefflichen Pfeifkünste:
„Hier hört man ja eine ganze Bandbreite an Stimme!“, urteilte Maria Kleinschnittger-Will in der Pause und Gerd Mielke fügte hinzu: „Das sind wirklich durchgehend gute Musiker!“ Ein Höhepunkt des Abends war im zweiten Teil des Programms zweifellos der Klassiker „Mein kleiner grüner Kaktus“. Er wurde als „Welthit“ in schrägen, landestypischen Versionen humorvoll parodiert und mit kräftigem Applaus bedacht. Besonders die Rockversion à la Marius Müller-Westernhagen lockte das Publikum aus der Reserve. So war es nicht verwunderlich, dass lautstark eine Zugabe gefordert wurde, die - mit Lackschuhen in den Händen der Künstler - prompt erfüllt wurde. Auf eine A cappella - Darbietung bei gleichzeitigem Schuhwechsel folgte eine rasante Steppeinlage, bevor die Zuschauer mit einem bewusst lässig einschläfernden „Ich brech`die Herzen der stolzesten Frau`n“ zufrieden und lächelnd aus dem Stiftshof nach Hause entlassen wurden.