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27.08.2013

Blauer Sonntag


Blauer Sonntag im Bergwerkmuseum Rossgang


Der mittlerweile 5. Tag der Industriekultur Nordhessen am 18. August führte an insgesamt 43 Standorten in der Region Kassel in fremde, vergessene, versunkene, unbekannte, neue und zukünftige Arbeitswelten und hat sich zum Ziel gemacht, den Bürgern und Bürgerinnen den (Produktions-) „Faktor Mensch“ ganz nahe zu bringen. Organisiert wird diese Veranstaltung vom Netzwerk Industriekultur Nordhessen „nino“. Aktivitäten - wie der BLAUE SONNTAG - sollen helfen, nordhessische Industriekultur als einen wichtigen Bestandteil regionaler Identität touristisch zu vermarkten.
Auch Kaufungen beteiligte sich an gleich drei Programmstandorten mit interessanten Veranstaltungen. Das Hessische Ziegeleimuseum in der Niester Straße bot neben Führungen im Museumsbetrieb einen Flohmarkt mit dem Thema „Was Menschen so gebrauchen können“, die Firma Stahlbau Lamparter im Ortsteil Papierfabrik lud bereits am Freitag zu einer Betriebsführung mit Präsentation und Vorstellung des Unternehmens ein und das Bergwerkmuseum Rossgang in der Freudenthalstraße öffnete seine Pforten mit einigen besonderen Aktivitäten.


Im Anschluss an die Wanderung mit Manfred Henkel vom Nabu Lohfelden hatten Kinder und Erwachsene die Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in „500 Jahre Kaufunger Bergbau“ zu erhalten. Wie alt ist unsere Kohle? Wie war das mit den Arbeitsbedingungen damals im Bergwerk? Was gab es für Schwierigkeiten beim Abbau des schwarzen Goldes und was ist eigentlich Alaun? Peter Groß, Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Rossgang vom Museumsverein erklärte die Konstruktion des Pferdegöpels, lockte die Besucher zum Braunkohlestollen und beantwortete die Fragen der interessierten Besucher.


Die historischen Fotos der Ausstellung und viele erhaltene Arbeitsgegenstände zeugen von einer bedeutenden Arbeitswelt auf der Zeche Freudenthal in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Nach der Führung konnten die Kinder bunte Buttons basteln, die als Motiv Zwerge aufwiesen. Dies hatte einen besonderen Bezug, werden doch Zwerge in Märchen und Sagen oft als Bergleute mit historischen Werkzeugen dargestellt, zum Beispiel im Märchen „Schneewitchen“. Eine bunte Ansichtskarte mit einem Abdruck des alten Schulwandbildes aus der Niederkaufunger Volksschule konnte man sich zusammen mit dem angefertigen Button zur Erinnerung mit nach Hause nehmen.

Interessante Gespräche mit einem Blick hinter die Kulissen der Bergbautätigkeit ergaben sich auch zwischen Besuchern und den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Bergwerkmuseums. Dora Peter, Ehefrau des letzten Betriebsleiters der Zeche, Georg Peter - berichtete, wie ihr Mann die ausgestellten Kohlebilder einst mit dem Finger gemalt hatte. Die Zeichnungen mit Darstellungen der einzelnen Bergarbeiter sind eine eindrucksvolle Begegnung mit der Geschichte der Arbeitswelt untertage. Günther Dunker, Mitarbeiter im Museum Rossgang, erläuterte: „Wichtig bei Führungen sind für mich immer die Hintergrundinformationen. Wie war die Lebensweise der Arbeiter? Wie war der Zusammenhalt im Bergwerk und wie das Leben zuhause - zum Beispiel ohne Fernsehen? So etwas interessiert die heutigen Kinder und Jugendliche!“ Die Vermittlung dieses Wissens haben sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Bergwerksmuseums zur Aufgabe gemacht. Wie menschliche Arbeitskraft - mit und ohne Pferdestärken - die Kaufunger Kohle damals ans Licht beförderte, wie die Entwicklung der Braunkohlenzeche Oberkaufungen das Leben damals bestimmt und welche Veränderungen die Zeit mit sich brachte, das kann man im Bergwerkmuseum „Am Rossgang“ wirklich auf ganz vielseitige Weise erkunden - und dies nicht nur am „Blauen Sonntag“! Es ist noch bis Ende September jeden Sonntag von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet, bevor die Wintersaisonpause beginnt.Die Eintrittspreise betragen: € 1,50 für Erwachsene und € 0,50 für Kinder. Auf Wunsch werden Gruppenführungen zum Preis von € 20,00 auch außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart: Tel. 05605/7307 oder Tel. 05605/802-0.