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07.05.2012

Energiegenossenschaft


Großes Interesse an EnergieGenossenschaft Kaufungen


Die große Resonanz überraschte die Initiatoren im positiven Sinn. Rund 80 Menschen, nicht nur aus Kaufungen, fanden sich am 27. April in der Haferbachhalle ein, um sich über die in Gründung befindliche EnergieGenossenschaft zu informieren, auch der Kasseler Landtagsabgeordnete Timon Gremmels, Vertreter von Banken und gemeindlichen Gremien waren erschienen.
Raymond Deuchert begrüßte im Namen der Initiatoren Christoph Rombach, Hans-Joachim Binzel, Burkhard Rexmann, Willi Nitsche und Christina Eiling die Anwesenden und erteilte Bürgermeister Arnim Roß das Wort.
In den Mittelpunkt seiner Rede stellte der Rathauschef drei Fragen:
-          Was löst die angestrebte Energiewende aus?
-          Was können wir in Kaufungen tun und welche vorteile haben wir davon?
-          Welchen Beitrag kann die EnergieGenossenschaft leisten?
Der Atomausstieg erfordere den massiven Ausbau erneuerbarer Energien, erklärte er, und die Ausweitung von Windenergieflächen müsse die Dezentralisierung von erneuerbaren Energien zur Folge haben. Ziel müsse es sein, neben dem Klimaschutz auch die Wertschöpfung möglichst in der Gemeinde bzw. Region zu halten. „Wir wollen, dass unsere Firmen vor Ort davon profitieren. Denn sie zahlen hier ihre Gewerbesteuer und damit kommt es der Gemeinde insgesamt zugute.“, führte er weiter aus. Gerade auch vor dem Hintergrund immer schwieriger werdender finanzieller Verhältnisse müsse dieser Markt für die Gemeinde und die Region erschlossen werden.
Als sehr wichtig erachtete er die Akzeptanz der erneuerbaren Energie und ihrer Erzeugung durch die Bevölkerung. Belastungen seien nicht immer vollständig vermeidbar, doch sei eine Erzeugung vor Ort notwendig. Kaufungen hat dafür in der Vergangenheit bereits gute Voraussetzungen geschaffen mit Solar- und Photovoltaikanlagen auf vielen Dächern, deren Förderung aus dem Sondervermögen finanziert worden sei sowie Wärmedämmung bei Renovierung. Es werde derzeit auch an einem Klimaschutzkonzept gearbeitet und bis 2030 möchte Kaufungen CO2-neutrale Kommune sein. Eine dezentrale Energieerzeugung ermögliche darüber hinaus spezifische und individuelle Lösungen und bei einer Miteigentümerschaft am Stromnetz hätten die Gemeinde, ihre Bürgerinnen und Bürger und die lokalen und regionalen Betriebe und Banken den Nutzen davon.
Zum Schluss seiner Ausführungen dankte er den Initiatoren der EnergieGenossenschaft, die er für geeignet hält, um eine große Zahl an Bürgern an den neuen Energiemärkten zu beteiligen – mit vielfältigem Nutzen.
Über die Rechte und Grundlagen einer Genossenschaft informierte anschließend Rechtsanwalt Christoph Krause aus Kassel die Anwesenden. Die „eG“ erlebe im Moment eine Renaissance. Sie sei alleine und ausschließlich den Interessen ihrer Mitglieder verpflichtet und diese sind ihre Nutznießer. Sie sei eine demokratische Gesellschaftsform, sichere Unabhängigkeit und schütze vor Spekulationen, so Krause. Die „eG“ sei das insolvenzsicherste Unternehmen.
In der sich an seine Ausführungen anschließenden lebhaften Diskussion beantwortete er Fragen nach der Nachschubpflicht für Mitglieder, der Bewertung der Genossenschaftsanteile, der Teilnahme an den Hauptversammlungen und der Gewinnbeteiligung.
Burkhard Rexmann ging kurz auf die Gründung der EnergieGenossenschaft ein und wies darauf hin, dass Wolfhagen ebenfalls sein eigenes Netz betreibe. Sein Appell: Wir müssen das Netz in unsere eigenen Hände bekommen!
Diesem Appell schloss sich auch Raymond Deuchert an, als er auf die geplanten Projekte einging. Es sei zu erwarten, dass es durchaus mit e.on, die im Moment das Stromnetz betreiben, zu Streitigkeiten kommen kann, so dass es noch ein paar Jahre dauern könne, bis es richtig los gehe. Aber dann möchte man vorbereitet sein. Als eines der ersten Projekte bezeichnete er die Solaranlage, die auf dem Bürgerhaus angebracht werden soll. Auch bei den Windparks, die im Moment rund um Kaufungen in Planung seien, wolle man mitreden. In 5 Jahren wären nach seiner Aussage rund 3 bis 4 Mio. Euro Genossenschaftskapital ausreichend, so Deuchert.
Der Preis der Anteile solle bei 500 € liegen. Hier meldete sich Willi Kammelter zu Wort, Aufsichtsrat der vor zwei Wochen gegründeten Bürger-Energiegenossenschaft für Söhrewald, Fuldabrück und Lohfelden, der von deren Erfahrungen er berichten konnte. Die Anteile dort betrügen 100 Euro und es seien gleich am Gründungsabend 100 Menschen der Genossenschaft beigetreten. Dem wurde entgegengehalten, dass Kapital benötigt würde, um etwas bewegen zu können.
Ein großer Konsens herrschte am Schluss der Veranstaltung, dass man weg von e.on wolle und eine Demokratisierung der Energiepolitik anstreben möchte: Ideen und Kreativität seien dabei gefragt.
Hans-Joachim Binzel wies noch einmal auf die Homepage www.energiegenossenschaft-kaufungen.de hin und die Gründungsversammlung am 21. Mai in der Hessenperle. Doch schon jetzt existierten verschiedene Arbeitsgruppen, denen sich jeder Interessierte anschließen kann.