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Es tut gut, Gutes zu tun


Kaufungen auf dem Weg zur Nachbarschaftshilfe -
„Es tut gut, Gutes zu tun!“


„Das hilfreiche Alter hilfreicher machen“ so lautete das Motto der
Auftaktveranstaltung „Nachbarschaftshilfe Kaufungen“, die im Familienzentrum stattfand und zu der die Gemeinde eingeladen hatte. Kaufungen ist dabei Pilotgemeinde in einem Projekt des Landkreises Kassel, dass der Landkreis zusammen mit der Stiftung ProAlter und dem Kuratorium Deutsche Altershilfe durchführt. Dabei geht es im Wesentlichen um die freiwillige Hilfe älterer Menschen für Ältere, denn in der älteren Bevölkerung gibt es sowohl zunehmende Hilfebedarfe als auch eine große Bereitschaft anderen zu helfen. Ein zentrales Anliegen des Projektes ist es, diese Selbsthilfepotentiale in der älteren Bevölkerung zu aktivieren.
 
Bürgermeister Arnim Roß, der auch Schirmherr dieses Projektes ist, begrüßte als Gäste des Abends den Präsidenten der Stiftung ProAlter und stellvertretenden Vorsitzenden des Kuratorium Deutsche Altershilfe, Rudolf Schmidt, den Koordinator des Projektes auf Landkreisebene Karl Hellmich sowie den Vorsitzenden der Nachbarschaftshilfe Fuldatal-Simmershausen, Helmut Radi. Roß betonte in seiner Eröffnungsansprache, dass es in Kaufungen ein hervorragendes Angebot an Hilfen und Dienstleistungen sowie an Vereinsaktivitäten für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger gebe. Dies gelte es fortlaufend zu verbessern, indem man die Dienstleister, die Vereine und Institutionen, kurz die unterschiedlichen Akteure miteinander vernetze. Im Zentrum soll stets der ältere Mensch stehen. Es gehe nicht darum, die vorhanden Strukturen und Angebote zu ersetzen, sondern in die Nachbarschaftshilfe zu integrieren und das bestehende Angebot sinnvoll und bedarfsorientiert zu ergänzen. Die Nachbarschaftshilfe sehe sich nicht als Ersatz für professionelle Pflegeleistungen oder haushaltsnahe Dienstleistungen o. ä., sondern agiere im vorpflegerischen Bereich.
 
Das bekräftigte auch Rudolf Schmidt in seinem Referat über das Projekt Nachbarschaftshilfen. Es gehe bei der Nachbarschaftshilfe um Beschäftigungsangebote, Angebote der Geselligkeit, die allesamt in Kaufungen schon vorhanden sind und um zugehende Hilfeangebote wie Besuchsdienste, Begleitdienste bei Einkäufen oder Arztbesuchen o. ä. Schmidt erläuterte eindrücklich, dass die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland von derzeit 2,64 Mio. auf ca. 3,9 Mio. Menschen im Jahre 2030 ansteigen werde. Im Vergleich dazu werde die Zahl der professionellen Pflegekräfte stark abnehmen. Für das Jahr 2020 schätze das Hessische Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit einen Fehlbedarf von 2900 Arbeitskräften in der Altenpflege und 2200 Arbeitskräften im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege. „Diese Prognosen geben Anlass zum Umdenken“, so Schmidt. Auch die Familienstrukturen veränderten sich und ältere Menschen könnten immer öfter nicht mehr auf die Hilfe durch die Familie zurückgreifen. Dagegen wachse die Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen, berichtete Schmidt aus eigener Erfahrung. Die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement sei in der Bevölkerung und insbesondere in der älteren Bevölkerung sehr hoch. „Es tut gut, Gutes zu tun. Diese Erfahrung machen immer mehr Menschen.“, sagte Schmidt. 
 
Doch wie funktioniert so ein Verein im praktischen Leben? Helmut Radi, Vorsitzender vom Nachbarschaftsverein Fuldatal, berichtete an diesem Abend aus eigenen Erfahrungen, denn er war Mitgründer des Vereins Nachbarschaftshilfe Fuldatal, der seit vielen Jahren im Landkreis Kassel etabliert ist. Er erklärte, wie der Verein zustande kam, welche Hürden er überwinden musste und auf welchem Stand er heute ist. „Wir versuchen die Welt aus Sicht der Senioren zu sehen“, betonte Radi, „Wir sehen uns als Mutmacher, integrieren ältere Menschen am sozialen Leben und begleiten sie bei Behördengängen, Einkäufen oder Sonstigem.“ Es sei wichtig einfach zuzuhören und da zu sein – dafür sei die Nachbarschaftshilfe genau richtig. 100 Mitglieder engagieren sich inzwischen im Nachbarschaftsverein Fuldatal und sie bekommen erfreuliche Resonanzen. Auch Radi betonte die Wichtigkeit der Vernetzung zwischen dem Verein und schon vorhandenen Institutionen: „Wir pflegen den Kontakt zu anderen Organisationen im Ort und koordinieren die Angebote untereinander. Es geht nicht um Konkurrenz!“
 
Der Auftaktveranstaltung waren zwei Informationsabende für Vertreter von Vereinen und Verbänden vorausgegangen, die bereits Angebote für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger machen. Aus der Auftaktveranstaltung heraus bildete sich eine Initiativgruppe, die die Gründung eines Vereins „Nachbarschaftshilfe Kaufungen“ vorbereiten will. Sie wird dabei unterstützt vom Projektkoordinator Karl Hellmich und der Gemeinde. Interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger, die bei der Auftaktveranstaltung nicht anwesend waren, aber gerne ihren Beitrag für diese ehrenamtliche Hilfe leisten möchten, sind herzlich willkommen. Sie können sich im Rathaus bei Herrn Uwe Motz melden, Tel.: 05605-802151.
 
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Bürgermeister Arnim Roß für die konstruktiven Beiträge und schaute optimistisch nach vorn. Er hoffe, dass sich bald ein Nachbarschaftsverein in Kaufungen etabliere, sagte Roß.
Diesem Ziel ist man mit der Auftaktveranstaltung einen erheblichen Schritt näher gekommen. Kaufungen ist auf gutem Weg.