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25.04.2014

Gaststätte Allmeroth schließt ihre Türen

Schluss nach 74 Jahren: Die traditionsreiche Kaufunger Gaststätte „Allmeroth“ schließt ihre Türen

Seit 1940 betreibt Familie Allmeroth die traditionsreiche Kaufunger Gaststätte „Allmeroth“ im Ortskern von Niederkaufungen. Viele Geburtstage, Hochzeiten und andere Familienfeste wurden in dem alten Fachwerkgebäude gefeiert. „Wenn Räume reden könnten, könnten unsere eine lange Geschichte erzählen“, schmunzelt Inge Rasch (geborene Allmeroth), die die Gaststätte bis zuletzt betrieben hat. Ende März wurden die Türen der Lokalität zum letzten Mal geschlossen und damit eine Jahrzehnte andauernde Familiengeschichte beendet. „Die Gäste blieben mit der Zeit immer mehr aus, hinzu kamen gesundheitliche Beschwerden“, erklärt Inge Rasch. Sie betrieb die Gaststätte 16 Jahre lang mit Herzblut.

Drei Generationen standen in der Gaststätte Allmeroth hinter der Theke. In 1940 übernahmen Georg und Anna Allmeroth, die Urgroßeltern der heutigen Inhaberin, die Kneipe im Ortskern von Niederkaufungen. 20 Jahre später wurde die Gaststätte dann von den Kindern, Helmut und Hilda Allmeroth, betrieben. „Mein Mann war ein waschechter Wirt“, erinnert sich die heute 87-jährige Hilda Allmeroth und lächelt dabei. „Er ging zu jedem an den Tisch, begrüßte die Gäste und machte seine Späße.“ Dabei war der Gaststättenalltag alles andere als einfach. „Wir mussten damals sehr hart arbeiten, sieben Tage die Woche“, so die ehemalige Lokalbesitzerin. Sie habe damals noch eine Fortbildung zur Köchin gemacht, ihr Mann stand hinter der Theke. Ganz anders als heute, wurden früher noch die nötigen Lebensmittel für Feiern und Veranstaltungen von den Gästen selbst ins Lokal gebracht. Mit den Zutaten wurde dann gekocht. Besonders in Erinnerung geblieben ist Hilda Allmeroth aber jener Sommertag in 1969, an dem die Losse über die Ufer trat und den kompletten Gaststättensaal unter Wasser setzte. „Am gleichen Tag wurde bei uns eine Hochzeit gefeiert“, erinnert sich die 87-Jährige. Die Frauen hoben ihre langen Kleider hoch und wurden von ihren Männern zur Treppe getragen. „Oben wurde dann weiter gefeiert.“ Das Wasser stand im Saal bis zur Tischkante.

Die Gaststätte selbst war bis 1988 noch im Wohnhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergebracht und zog anschließend erst in das eigentliche Gaststättengebäude um. Als Wirt Helmut Allmeroth in 1998 starb, übernahm seine Tochter, Inge Rasch, gemeinsam mit ihrem Mann Hartmut die Gaststätte. Zum echten Geheimtipp ist die Gaststätte durch ihre traditionelle Hausmannkost geworden. Es herrschte Hochbetrieb, wenn bei Allmeroth´s „Schlachteessen“ auf der Speisekarte stand. Bis zu 100 Essen gingen dann schon mal über den Tisch. Weckerwerk und Schlachtesuppe kamen bei den Gästen besonders gut an. Hierfür wurden eigene Schweine gehalten. „Wir hatten immer vier Schweine“, erzählt Inge Rasch. Wenn diese geschlachtet wurden, kamen wieder vier Neue dazu. Für viele Kaufunger Vereine und Verbände war die Gaststätte ein wöchentlicher Treffpunkt. Der Bauernverein veranstaltete seine Bauernbälle, die Laienspielgruppe führte Theaterstücke auf und für die Skatspieler war das Lokal wie ein zweites Zuhause. Geschichte schrieben die Räume auch, als Gerhard Iske am 15. August 1966 im kleinen Saal der Gaststätte von der Niederkaufunger Gemeindevertretung einstimmig zum jüngsten hauptamtlichen Bürgermeister in ganz Hessen gewählt wurde. Die anschließende Feier ist vielen noch gut in Erinnerung geblieben. „Mit der Schließung der Gaststätte Allmeroth geht auch ein Stück Kaufunger Geschichte zu Ende“, sagt Bürgermeister Arnim Roß. Die Gaststätte sei für viele Kaufungerinnen und Kaufunger ein Ort der Begegnung gewesen.

Für Hilda Allmeroth und Inge Rasch ist die Schließung eine schmerzliche, aber notwendige Entscheidung. „Wir danken allen Gästen und Stammkunden für ihre langjährige Treue“, so Mutter und Tochter abschließend. Nun wolle man gemeinsam in die Zukunft blicken.