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05.08.2013

Nachtwache mit Johanna Wokalek


Musikalische Reise durch die Romantik


Wieder einmal bot die Stiftskirche eine ganz besondere Kulisse für ein außergewöhnliches Konzertereignis im Rahmen des Kultursommers Nordhessen. Unter dem Titel „Nachtwache“ präsentierte der Balthasar-Neumann-Chor unter der Leitung von Thomas Hengelbrock gemeinsam mit der Rezitatorin Johanna Wokalek Musik und Texte der deutschen Romantik. Rund 350 Besucher erlebten ein stimmungsvolles Konzert mit anrührenden Versen und einfühlsamer Musik. Gleich zu Beginn des Programms rezitierte die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Schauspielerin Johanna Wokalek das Gedicht  „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff, der renommierte Chor antwortete darauf mit der „Waldesnacht“ von Johannes Brahms. Ausgewählte Texte von Eduard Mörike, Heinrich Heine, Clemens Brentano und Novalis wechselten sich ab mit A-Cappella-Kunstliedern der Romantik unter anderem von Johannes Brahms, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann. Ein Bogen spannte sich „von der Nacht in und durch den Tag zurück zur Nacht, vom Winter zum Frühling, zum Herbst“.
 
Das Zusammenspiel der Lieder mit den gelesen Versen bot einen ganz besonderen Reiz und berührte die Zuschauer, die jedem Wort mit großer Auf merksamkeit lauschten. Der klare Gesang des Chores und die nuancenreiche Stimme der Wiener Burgtheaterschauspielerin Johanna Wokalek (bekannt durch den Spielfilm „Die Päpstin“) trugen dazu bei, dass die Grundthemen der Romantik - Sehnsucht, Gefühl, Fantasie und Leidenschaft - eine eindrucksvolle Wirkung entfalten konnten. Johanna Wokalek zeigte dabei viel Gespür für die Töne zwischen den Zeilen. Mal klang ihre Stimme kraftvoll, mal zart und sacht. Sparsam gesetzte Handbewegungen und eine effektvolle Mimik verliehen den Gedichten einen lebendigen Ausdruck.
Ein Höhepunkt dieser „Nachtwache“ war die Vertonung der „Loreley“ von Friedrich Silcher und Robert Schumanns „Meerfey“ in Verbindung mit den Gedichten  „Zu Bacharach am Rheine“ von Clemens Brentano und Heinrich Heines „Ein Weib“.
Der Balthasar-Neumann-Chor wurde in den 1990er Jahren vom Dirigenten und Ehemann Wokaleks Thomas Hengelbrock gegründet und zählt aufgrund seiner hohen musikalischen Qualität und seiner künstlerischen Vielseitigkeit mittlerweile zu den besten Chören der Welt. Thomas Hengelbrock ist seit 2011 Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters und als Opern- und Konzertdirigent international gefragt. 


Das Konzertpublikum in der Stiftskirche erfreute sich an dem runden Gesamtklang, denn es war ein Genuss, diesem Chor zu lauschen. Einer langanhaltende Stille nach dem letzten Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ folgte ein kräftiger Applaus. Und mit der Zugabe aus Rilkes „Duineser Elegien“ und Mendelssohns „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ wurde das Publikum in die mittlerweile etwas frischere Kaufunger Sommernacht entlassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Florence Grandidier