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27.04.2012

Winfried Wroz ist tot


Winfried Wroz ist tot


Es war ein Leben für „sein“ Museum und für die Geschichte Kaufungens: Der Lokalhistoriker und langjährige Leiter des Regionalmuseums, Winfried Wroz, ist am 18. April 2012 wenige Tage vor seinem 71. Geburtstag gestorben.
Winfried Wroz wurde am 29. April 1941 in Striegau im heutigen Polen geboren. Nach der Flucht mit der Mutter – der Vater galt als vermisst – fand die kleine Familie in Ahnatal eine neue Bleibe. Anfang der 60er Jahre machte er in Kassel sein Abitur und begann an der Marburger Philipps-Universität ein Lehramtsstudium für die Fächer Erdkunde, Geschichte und wiss. Politik. Seine Referendarausbildung absolvierte er in Witzenhausen, wo er 1979 auch seine Frau Maria Fey, die er liebevoll „Kleines“ nannte, heiratete. Anfang der 80er Jahre ließ sich das Paar in Kaufungen nieder.
Schon seit 1974 war Winfried Wroz publizistisch tätig, veröffentlichte regelmäßig Artikel in geographischen und geschichtlichen Fachzeitschriften und war seit 1979 Schriftleiter der „Kaufunger Hefte“, später der Mitteilungshefte „Kaufunger Wald – Land und Leute zwischen Fulda und Werra“ (seit 1992), heimatkundlicher Reihen.
Lang ist die Liste der Verdienste und Ehrenämter von Winfried Wroz. Er war Sprecher des Hessisch-Niedersächsischen Arbeitskreises Kaufunger Wald und seit 1983 Vorstandsmitglied des Hessischen Heimatbundes, Niederhessischer Zweigverein Kassel. 1983 wurde er vom damaligen Bürgermeister Gerhard Iske mit der Leitung des Arbeitskreises Heimatmuseum in Kaufungen beauftragt, der bis Anfang des 21. Jahrhunderts bestand. Als das Regionalmuseum Alte Schule 1986 eröffnet wurde, wurde er dessen ehrenamtlicher Leiter. Auch im Hessischen Museumsverband mit Hauptsitz in Kassel, war Winfried Wroz über viele Jahre aktiv: von 1994 bis 1998 als Stellvertreter im Vorstand, von 1998 bis 2002 als Vertreter der Gruppe ehrenamtlich geleiteter Museen in Hessen im Vorstand und von 2002 bis 2006 schließlich Vorstandsmitglied.
Maßgeblich war Winfried Wroz auch bei den Gründungen des Geschichtsvereins Kaufunger Wald im Verein für hessische Geschichte und Landeskunde Kassel (1990) und des Museumsvereins (2001) beteiligt und war bis zu seinem Tod auch deren Vorsitzender.
Er hat wie kein anderer das Regionalmuseum Alte Schule geprägt, dessen hauptamtlicher Leiter er von 1997 bis 2006 war. Viele der von ihm konzipierten Ausstellungen mit Begleitpublikationen, darunter eine über Kunigunde, Landgraf Philipp von Hessen und die Montanindustrie, das Botenlieschen, Kindheit auf dem Lande um 1900 oder Kaufungen im Nationalsozialismus, fanden Beachtung weit über Kaufungens Grenzen hinaus. Anlässlich der 975-Jahrfeier 1986 übernahm er die Schriftleitung für die Festschrift.
Bis zu ihrem Tod 2010 war seine Frau Maria Winfried Wroz Stütze und Helferin bei seiner Museumsarbeit, aber auch als kritische „Lektorin“. Noch bei der 1000-Jahrfeier war er mit zahlreichen Projekten beteiligt. So konzipierte er u.a. mit der AG Historische Beziehungen und Städtepartnerschaften die Wanderausstellung „Der Nah- und Fernbesitz des Klosters Kaufungen“ und publizierte einen Rundgang „Kaufungen in Hessen“.
Winfried Wroz nahm nichts als unveränderbar oder gegeben hin. Als Historiker hinterfragte er immer auch historische Fakten auf Grund neuer Erkenntnisse, stellte Fragen neu und kam so nicht selten zu anderen Ergebnissen oder Interpretationen. Sein Wissen um die deutsche Geschichte war enorm, das über die Kaufunger Geschichte unerreicht. Dies betraf nicht nur die ältere Geschichte, sondern auch die jüngste Vergangenheit.
Ehrenbürgermeister Gerhard Iske, der Winfried Wroz seit der gemeinsamen Schulzeit kannte, sagte über ihn: „Er hat in Zurückhaltung gearbeitet, aber äußerst ordentlich und beharrlich und hat intensiv geforscht.“
Mit dem Tod von Winfried Wroz verliert Kaufungen „seinen“ Lokalhistoriker und einen Menschen, der mit seiner Offenheit und seinem Wissen vielen Kaufungern unvergessen bleiben wird.