Bürger beteiligen sich bei Planungen zur Bebauung am Kreisel
Mit den Planungen zur Entwicklung eines neuen Wohngebietes rund um den Kreisel wird Kaufungen zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder ein öffentliches Wohngebiet erschließen. Damit wird die Gemeinde auch auf diesem Gebiet wieder aktiv. „Wir haben Bewegung und neuen Schwung in die Gemeindeentwicklung gebracht", betonte der Bürgermeister. Die neuen Wohngebiete sind Teil der Kaufunger Siedlungspolitik und ergänzen sie. „Wir setzen nicht nur auf neue Wohngebiete, sondern fördern ebenso auch den Generationenwechsel in den bestehenden Siedlungen", sagte Roß. Hier sei man sehr erfolgreich. Seit 2011 gehört Kaufungen jedes Jahr zu den Spitzenreitern im Landkreis Kassel bei den Eigentumsübergängen im Wohnungsbestand. Im Wert von über 20 Millionen Euro wechselten jährlich Häuser in Kaufungen den Besitzer. Dies solle nun durch eine moderate Entwicklung neuer Wohngebiete ergänzt werden. Es gelte dabei, diese beiden Schwerpunkte im Lot zu halten. „Das ist in den Zeiten des demografischen Wandels sehr wichtig, um keine Leerstände im Siedlungsbestand zu produzieren", so Roß.
Fast 100 Besucher kamen zur ersten Bürgerveranstaltung in den großen Saal des Bürgerhauses Kaufungerwald. „Wir freuen uns, dass das Interesse so groß ist“, sagte Bürgermeister Arnim Roß zu Beginn der Veranstaltung. „Wir wollen mit der Beteiligung der Bürgerschaft eine Siedlung planen, die modern ist und wo Menschen gern leben wollen.“
An acht großen Tischen diskutierten die Teilnehmer angeregt über das Ob und Wie eines neuen Siedlungsgebietes. Niedergeschrieben wurden die Ideen direkt auf der Tischdecke. „Was nicht aufgeschrieben wird, kann vom Planungsbüro auch nicht berücksichtigt werden“, sagte Moderator Stefan Röder vom Büro Peterzelka & Röder aus Kassel. Man wolle mit diesem Beteiligungsformat erreichen, dass Jeder seine Meinung zum Thema abgebe. Zuvor aber stellte das Planungsbüro pwf zwei Planungsvarianten vor, wie es zukünftig in der „Neuen Mitte“ aussehen könnte. Beide Varianten sehen vor, die Fläche entlang der Theodor-Heuss-Straße (18.500 Quadratmeter) und den ehemaligen Festplatz (18.000 Quadratmeter) mit Ein- und Zweifamilienhäusern sowie mit Reihen- und Mehrfamilienhäusern zu bebauen. Multifunktionale Grünflächen innerhalb der Siedlungsgebiete sind ebenfalls bei beiden Vorschlägen geplant. Auf der knapp 3,65 Hektar großen Fläche könnten in beiden Varianten, ohne Geschossbauten, allein für Einzelhausbebauung circa 40 beziehungsweise 42 Baugrundstücke entstehen. Markante Unterschiede gibt es in punkto Verkehrsanbindung. Variante 2 schlägt den Wegfall des Kreisels und den Rückbau der Leipziger Straße als breiter Ortsdurchfahrt im Bereich des Wohngebietes vor. „Durch den Rückbau der Leipziger Straße würde an dieser Stelle die Barrierewirkung zwischen dem nördlichen und südlichen Baugebiet verschwinden“, erklärt die Stadtplanerin Sonja Rühling. Dadurch könne ein einheitliches Wohngebiet geschaffen werden. In der Variante 1 hingegen bleiben die Leipziger Straße und der Kreisel unverändert erhalten. „Grundsätzlich weist das zukünftige Wohngebiet viele Stärken im Bereich der Verkehrsanbindung, der Nähe zum Erholungsgebiet Steinertsee und der zentralen Lage auf“, fasst die Stadtplanerin zusammen.
Dass die Häuser und Wege im neuen Siedlungsgebiet so geplant werden, damit ältere Menschen gut dort leben können, wünscht sich der 12-jährige Robin aus Kaufungen. Mit einem schwarzen Filzstift schreibt er seine Vision auf eine der acht Tischdecken. Auch für die Seniorin Maria Bradler ist Barrierefreiheit sehr wichtig. Andere Meinungen zielen auf finanzielle und energetische Gesichtspunkte ab. Einige meinen, dass man den zukünftigen Hauseigentümern nicht die Art der Heizungsform vorschreiben sollte. Andere wünschen sich hingegen eine reine Passivhaussiedlung mit autofreier Zone. „Alle Anregungen werden vom Planungsbüro aufgenommen“, betont Moderator Stefan Röder. Man könne jedoch letztendlich nicht alles in die Planungen integrieren. Hierfür soll eine zweite Bürgerveranstaltung am 13. Januar 2014 Klarheit darüber schaffen, welche Ideen und Anregungen tatsächlich Eingang gefunden haben, und welche nicht.